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Celle – Der Ball rollt über die Platte

Mittwoch, 2. April 2014
LOKALSPORT
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Tischball für Blinde

Heiko Kuhlmann für Deutsche Meisterschaft im Showdown qualifiziert
Zwei Spieler, doch keiner sieht den Ball:
Showdown ist ein Spiel für Blinde, das nach Gehör und Gefühl gespielt wird. Heiko Kuhlmann ist blind und seit zwei Jahren aktiver Spieler. Der Mitarbeiter der Kreisverwaltung Celle tritt am Wochenende bei der Deutschen Meisterschaft in Frankfurt an.

Der Ball rollt über die Platte. Kurz vor seinem eigenen Tor schlägt ihn Heiko Kuhlmann mit einem Holzschläger zurück in die gegnerischen Hälfte. Auch der Gegenspieler trifft den Ball, hört Kuhlmann, denn sehen kann er das Spielgeschehen nicht. Der 48 Jahre alte Mann ist blind. „Ich muss mich ganz nach meinem Gehör richten“, sagt er. Kuhlmann spielt Showdown, eine Sportart für Blinde, die in Deutschland auch Tischball oder Tischtennis für Blinde genannt wird.
Am kommenden Wochenende tritt er bei der Deutschen Meisterschaft in Frankfurt an. Beim Showdown schlägt der Ball anders als beim Tischtennis nicht auf eine Platte auf, sondern wird über das Spielfeld geschoben. Deswegen gibt es kein Netz in der Mitte, sondern eine Bande, unter der die Kugel durchrollt. Berührt der Ball die Abgrenzung, ist dies ein Fehler. An den kurzen Enden der rechteckigen Platte befinden sich Taschen, die als Tore dienen. Das Ziel der Spieler ist es, dort den Ball hineinzubugsieren.
„Der Ball bewegt sich sehr schnell und wir müssen genau hinhören, um im richtigen Moment zu reagieren“, sagt Kuhlmann, der in Burgdorf wohnt und beim Landkreis Celle arbeitet. Der Plastikball ist mit Metallstiften gefüllt, so hören die Spieler, wo er sich befindet und wann er geschlagen wird. Während eines Spiels wird es sehr laut in der Halle. Denn der Ball rauscht nicht nur, sondern das kräftige Aufschlagen an den Banden und Schlägern knallt auch lautstark. „Ich trage gepolsterte Handschuhe, weil es ganz schön weh tut, wenn der Ball gegen die Hand schlägt. Meine Spielhand halte ich ja direkt vor dem Tor, um es zu verteidigen“, so Kuhlmann.
Nach seiner Arbeit kegelt Kuhlmann und seit zwei Jahren spielt er außerdem Showdown in Hannover. „Leider ist der Sport hier in der Region noch nicht so bekannt“, sagt er. Kennengelernt hat Kuhlmann das Spiel auf einem Fest des Blindenverbands und war so- fort interessiert.
Zusammen mit seinem Trainingspartner Frank Meyer fährt er zur Deutschen Meisterschaft nach Frankfurt.
und trainieren für die Deutsche Meisterschaft im Showdown.
Beide haben sich in der Vorrunde qualifiziert. Die besten 32 Spieler der Republik spielen um den Titel, Frauen und Männer treten gegeneinander an.
Um für alle Teilnehmer die gleichen Bedingungen zu schaffen, sind undurchsichtige Brillen beim Tischball Pflicht. So können Sehbehinderte verschiedenen Grades und auch Sehende gegeneinander spielen. Einzig der Schiedsrichter sieht das Spielgeschehen. „Unser Trainer kann sehen. Oft spielt er ohne Brille mit uns und ist so auch in der Lage uns hilfreiche Tipps zu geben“, sagt Kuhlmann.
Einen Vorteil hätte ein sehender Gegenspieler nicht, oft seien Sehende verwundert, wie schnell das Spiel läuft und können kaum so schnell gucken, sagt Kuhlmann. Auch würde das Auge nicht verraten, wo der Ball landen könnte. Deswegen müssen sich die Spieler auf ihr Gehör und Gefühl verlassen.
Johanna Müller

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