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Wann ist ein Schlag eigentlich zuende?

von Thade Rosenfeldt

Diese Frage scheint zunächst völlig trivial. Wenn der Ball den Schläger verlässt, oder etwa nicht? Und was nutzt diese Frage überhaupt? Wichtig ist doch eigentlich der Schlag selbst und nicht sein Ende. Weit gefehlt! Ich möchte zwei Erweiterungen für das Training vor-"schlagen", die den Schlag ganz anders definieren. Und ja, das Wort schlag kommt jetzt sehr oft, wappnet euch.

Betrachten wir kurz, was eigentlich beim Angriffsschlag passiert. Wir bewegen den Schläger aus der Verteidigungsposition heraus, um den Ball von uns wegzutreiben. Je nach Schlagvariante kann dieser Positionswechsel geringfügig bis hin zu sehr stark ausfallen. In jedem Fall ist dies aber äußerst gefährlich, denn ein schneller Konter erwischt uns in einem Augenblick, wo unsere Verteidigung wankt.

Je schneller ihr wieder in der Grundposition seid, desto besser also. Und hier kommt mein erster Vorschlag: Erweitert das Training eurer Schläge auf die kurze Phase danach, wenn ihr zurück in die Grundposition geht. Achtet darauf, dies so schnell wie möglich und auf dem kürzesten Weg zu machen. Bei welchen Schlägen ist es einfach? Welche Schläge brauchen besonders lange, bis ihr wieder richtig verteidigt? Steht ihr bei einem schnellen Ballwechsel immer wieder in der Mitte, oder neigt ihr dazu, zu einer Seite abzudriften?

Dazu habe ich ein paar Gedankenanstöße:

Gerade oder diagonale Schläge aus der Mitte heraus erlauben einen schnellen Wechsel zur Grundposition. Hier muss man mit dem Schläger nur ein wenig zurückgehen und wieder die richtige Schlägerhaltung einnehmen. Sie eignen sich also besonders gut für ein defensives Spiel.

Etwas anders ist das mit Mehrbandenbällen. Für den richtigen Abschlagswinkel muss man den Schläger deutlich drehen. Aus dieser Drehung muss man für eine solide Verteidigung wieder in die Grundstellung wechseln. Das ist (zumindest für mich) schwerer, als es klingt. Leicht kann es nämlich passieren, dass man nach dem Schlag zu wenig oder zu viel dreht und so eine deutliche Lücke in der Verteidigung hinterlässt. Achtet also darauf. Guckt, lasst gucken oder fühlt, wie ihr nach dem Abschlag steht.

Bälle von der Bande oder die Bande entlang (Longlines) sind besonders tückisch, da ihr hier den längstmöglichen Weg zurück zur Mitte habt. Hier müsst ihr also besonders schnell sein. Ist euch bekannt, dass euer Gegner schnell kontern kann, passt entweder höllisch auf oder spielt diese Schläge gar nicht erst. Was nicht heißt, dass ich diese Schläge schlecht finde, im Gegenteil! Sie bedürfen nur besonderer Vorsicht.

Auch Vorhandschläge können euch selber gefährlich werden. Die Grundstellung ist nämlich eine Rückhandposition. So müsst ihr nach dem Schlag nicht nur zurück zur Mitte, sondern auch die Handhaltung deutlich ändern. Hilfreich hierbei ist aber, dass die meisten Vorhandschläge fast die gleiche Bewegung brauchen, wie der Wechsel von Vorhand- zur Rückhandhaltung. Wenn ihr also die Schlagbewegung etwas erweitert, könnt ihr mit der gleichen Bewegung flüssig zurück in die Grundhaltung wechseln.

Dies ist überhaupt mein wichtigster Tipp. Statt zwei unabhängige Bewegungen für den Schlag einerseits und die Bewegung zurück zur Grundhaltung andererseits zu machen, versucht eine einzelne Bewegung zu finden, die dies verbindet. So spart ihr viel Zeit und tatsächlich auch viel Kraft. Leider ist dies längst nicht für alle Schläge möglich, wo es aber klappt, ist es extrem lohnend.

Ihr seht also, ich möchte die Definition der Schlagbewegung auf die obligatorische Rückwärtsbewegung zurück zur Verteidigungshaltung erweitern. Das klingt vielleicht erstmal unnötig akademisch, ich halte es aber aus Trainingssicht für absolut notwendig. Wer seine Schläge übt, sollte nicht nur das Treffen im Sinn haben.

Diesen Gedanken kann man aber sogar noch weiter treiben. Die Bewegung des Schlägers haben wir nun schon erweitert. Doch was ist mit der Bewegung des Balls? Hier begebe ich mich jetzt auf deutlich dünneres Eis, ich möchte euch trotzdem meine Überlegungen dazu mitteilen.

Für die Bewegung des Balls gibt es zwei Möglichkeiten, bei denen das Spiel weiter läuft. Er wird gefangen oder er kommt zurück. Für erstere Situation möchte ich hier nichts weiter sagen. Letztere Variante kann aber ebenfalls ziemlich wichtig für euer Training sein.

Betrachtet ihr nämlich eure Schläge etwas genauer, werdet ihr eines feststellen. Wenn der Ball zurückkommt, tut er das meist auf eine für jeden Schlag ganz bestimmte Weise und einem charakteristischen Weg, vor allem dann, wenn der Gegner ihn nicht mehr berührt hat.

Kennt ihr dieses Bewegungsprofil des Balls, könnt ihr ganz anders auf eure eigenen Schläge reagieren. Ihr schießt keine Eigentore mehr, wenn ihr wisst, wohin der Ball zurückkommt. Außerdem habt ihr eine viel größere Chance, den Ball zu fangen oder anderweitig zu verwerten.

Daher mein zweiter Vorschlag: Erweitert das Training eurer Schläge auf die Analyse eurer Abpraller. Lernt, sie einzuschätzen und auf sie zu reagieren.

Auch dazu habe ich ein paar Gedankenanstöße:

Sehr stark geschossene Bälle an der Bande entlang (Longlines) neigen dazu, über das Tor des Gegners zu springen und an der anderen Bande entlang zu einem zurückzukommen. Dies sind exzellente Kandidaten für Eigentore.

Es gibt Bälle, die mit so viel Kraft in die Kurve gehen, dass sie einen Großteil dieser Geschwindigkeit von der Bande als seitlichen Drall abbekommen. Wenn diese Bälle zurückkommen, machen sie das gerne auf deutlich gekrümmten Bahnen. Das kann sehr irritieren und führt ebenfalls gerne zu Eigentoren.

Manche Schläge eignen sich besonders für das Dauerfeuer. Sie kommen so zurück, dass man sie gleich erneut abschlagen kann. Diese Art des schnellen Spiels mit sich selber, also ohne dass der Gegner je an den Ball kommt, kann auch sehr effektiv sein.

Es ist leider sonst schwierig, allgemeingültige Beispiele zu finden, da dies für jeden Spieler ziemlich individuell sein wird. Probiert euch einfach aus.

Es ist aber auch große Vorsicht geboten. Ein nur minimal anderer Abschlag kann zu einer deutlich veränderten Balllaufbahn führen. Deshalb ist dieses Thema auch so heikel. Wenn ihr euch zu sehr auf eure Erfahrungswerte verlasst, kann das auch nach hinten losgehen. Wenn der Ball doch nicht so läuft wie gedacht, führt das zu extrem gefährlichen Situationen.

Alles in allem kann gesagt werden, dass ihr mit steigender Erfahrung eure Schläge immer besser einzuschätzen lernt. Dazu gehört allerdings, dass ihr dieses Einschätzen auch trainiert. Es ist also meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil eines fruchtbaren Trainings.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Vielleicht konnte der eine oder andere etwas mitnehmen. Vielleicht findet auch wieder jemand diesen Text absolut banane. Auch das hilft ja, sich eine eigene Meinung und also einen eigenen Spielstil zu bilden. Deshalb schreibe ich euch diesen Text. Nicht etwa, um euch zu belehren, sondern um den Diskurs zu beleben und so vielleicht dem Showdown-Sport in Deutschland etwas Gutes zu tun.

Herzlich grüßt

Thade