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Internationales Turnier in Vilnius: Wettkampfpause endet erfolgreich

Von Andreas Schmitz und Kevin Barth

Am 30. Und 31. Juli fand im litauischen Vilnius ein internationales Weltranglistenturnier statt. Unter den 20 teilnehmenden Herren waren mit Andreas Schmitz und Kevin Barth auch zwei Spieler aus Deutschland. Für sie endete eine fast 17-monatige Wettkampfpause. Letztgenannter stellte dabei mit Rang Sechs eine persönliche Bestleistung auf.

Insgesamt wurde auf drei tschechischen Platten gespielt. Die 20 Spieler wurden in vier Fünfergruppen eingeteilt. Die beiden Erstplatzierten jeder Gruppe erreichten das Viertelfinale. Kevin Barth spielte in der Gruppe D zunächst gegen den in dieser Gruppe topgesetzten Pierre Bertrand. Im ersten Satz gelangen dem Linkshänder aus Frankreich direkt einige gute Aktionen und er konnte schnell mit 7:2 in Führung gehen. Trotz einiger längerer Ballbesitzphasen gelang es Barth nicht, richtigen Druck aufzubauen und er verlor diesen Satz deutlich mit 4:11. Der zweite Satz gestaltete sich wesentlich enger. Ständig wechselte bis zum Stand von 10:10 die Führung. Mit einem direkt verwandelten Service gelang Bertrand dann das entscheidende Tor zum Satz- und Matchgewinn.

Nach dieser Niederlage stand Barth somit direkt unter Druck, wollte er das Viertelfinale noch erreichen. Als nächstes ging es gegen den starken Slowaken Stefan Marcin. Von Beginn an konnte Barth hier innerhalb der Ballwechsel gut mithalten und vor allem mit seinem strukturierten Spiel den harten Schlägen seines Gegners Paroli bieten. Mit variablem Spiel nutzte er eine Schwäche in der Abwehr des Slowaken immer wieder aus, so dass er den ersten Satz mit 11:8 für sich entscheiden konnte. Im folgenden zweiten Durchgang lief es dann noch besser. Ohne Probleme gewann Barth diesen Satz und damit die Begegnung mit 11:3.

Ähnlich lief für den amtierenden DM-Vierten die folgende Begegnung gegen den Litauer Ernestas Kaciulis. Ohne in diesem Spiel je in Gefahr zu geraten entschied er das Match mit 12:8 und 11:4 für sich. In seinem letzten Gruppenspiel ging es nun um den Einzug ins Viertelfinale gegen Povilas Krapikas, ebenfalls aus Litauen. Den engen ersten Satz entschied Krapikas mit 11:9 für sich. Dieser konnte sich auch im zweiten Satz schnell absetzen und stand beim 10:5 schon fast im Viertelfinale. Nun drehte Barth noch mal auf und kam Punkt für Punkt heran. Beim Stand von 11:11 gelang ihm das entscheidende Tor und er rettete sich in den Entscheidungssatz. Auch hier geriet er wieder schnell in Rückstand und lag bereits mit 2:8 zurück. Mit dem Rücken zur Wand spielte er nun immer druckvoller und ließ keinen einzigen Punkt mehr zu. Er gewann den Satz schließlich mit 12:8 und feierte diesen Triumpf anschließend emotional. Somit stand der 28-jährige zum ersten Mal bei einem Weltranglistenturnier unter den letzten acht und konnte entspannt den Abend genießen.

Am folgenden Samstagmorgen musste Barth gegen den im Turnier topgesetzten Esten Alisher Hoshanijazov im Viertelfinale antreten. Das Match ging über drei Gewinnsätze. Im ersten Durchgang lag Barth bereits mit 5:9 zurück, kämpfte sich dann aber auf 10:10 heran, bevor Hoshanijazov den Satz mit 12:10 für sich entschied. Mit vielen Varianten und genauem Spiel konnte Barth im zweiten Satz seinen Gegner immer wieder unter Druck setzen und glich aus (11:6). Zunächst setzte sich diese Tendenz auch im dritten Durchgang fort. Barth führte gegen den Linkshänder aus Estland mit 6:4. Jedoch begann Hoshanijazov seinerseits nun immer druckvoller zu spielen und entschied den Satz mit 11:6 für sich. Im vierten Durchgang wurde die Dominanz des Favoriten immer größer und so gewann er diesen deutlich mit 11:2. Trotz der Niederlage war schon allein der Satzgewinn für Barth ein echter Erfolg in dieser Begegnung.

Nun spielte er weiter um die Plätze 5-8. Dort ging es zunächst gegen den hart schlagenden Finnen Juha Oikarainen. Auch hier wurde im Modus best-of-five gespielt. Der Finne legte im ersten Satz los wie die Feuerwehr und war fast nicht aufzuhalten. Mit viel Druck gewann er den Satz locker mit 11:4. Anschließend spielte Barth jedoch sein vermutlich bestes Match im Turnier. Durch sehr variables Spiel entschied er die Sätze zwei und drei ohne Probleme mit 11:6 und 11:1 für sich. Oikarainen konnte sich vor allem bei seinen eigenen Angriffsaktionen noch mal steigern und gestaltete den vierten Satz weitgehend ausgeglichen. Allerdings hatte er in der Abwehr weiter kein Mittel gegen die Angriffsbemühungen Barths parat. Beim stand von 9:8 gelang Barth ein gefühlvoller Schlag, mit dem der Finne nicht rechnete und somit gewann er den Satz und das Match mit 11:8. Insgesamt zeigte der gebürtige Schwabe hier eine spielerisch anspruchsvolle Leistung und ließ sich auch vom deutlich verlorenen ersten Satz nicht aus der Ruhe bringen.
In seiner letzten Begegnung wartete anschließend der Franzose Michael Lapaz. In dieser Begegnung gelang es Barth nur selten, kontinuierlichen Druck auf seinen Gegner auszuüben, der seinerseits mit sehr schnellem und hartem Spiel einen hohen Druck aufrechterhalten konnte. Folgerichtig gewann Lapaz das Match mit 11:6 und 11:2. Trotz dieser abschließenden Niederlage war der sechste Platz und die Siege gegen Topleute wie Stefan Marcin und Juha Oikarainen der sicherlich größte Erfolg in der bisherigen Showdown-Laufbahn von Kevin Barth.
Andreas Schmitz bekam es zunächst mit Alisher Hoshanijazov zu tun. Im ersten Durchgang konnte er dem großen Favoriten noch fünf Punkte abringen, doch im zweiten war gegen die Offensivpower des Esten kein Kraut gewachsen. Michael Lapaz musste gegen den Spielertrainer aus Dortmund vor allem im zweiten Satz einem knappen Rückstand hinterherlaufen. Schmitz verlor hier jedoch den Faden und damit auch das Match (5:12, 7:11). Gegen Nojus Vaicekauskas hielt der ehemalige DM-Siebte gut mit und konnte nach verlorenem ersten Satz klar mit 11:3 ausgleichen. Je länger die Partie dauerte, desto mehr hatte er jedoch mit dem Spiel des Kontrahenten Probleme und so wurde die Niederlage mit 12:7 besiegelt.

Zum Abschluss der Gruppenphase landete Schmitz immerhin einen Erfolg über Robert Lätt, die Nummer 21 der Welt. Der erste Satz verlief für den Wahl-Essener wie aus dem Bilderbuch, so dass er ihn sich mit 11:4 sicherte. Auch als Lätt besser in die Begegnung fand, hatte Schmitz immer eine passende Antwort und machte mit 11:9 schließlich alles klar. Er war so im Spiel vertieft, dass er dachte, dies wäre bereits der dritte Satz gewesen. So ging es am nächsten Tag um die Plätze 13 bis 16. Auch hier wartete mit Pavol Kubosko ein Spieler mit recht klangvollem Namen. Schmitz verkaufte sich teuer, gab zwar den ersten Durchgang nach 4:0 Führung mit 8:11 ab, lag aber wenig später mit 11:10 vorne. Auch kurz darauf bestand beim Stand von 13:12 die Chance zum Satzausgleich, doch es gelang nicht, einen weiteren Punkt zu erzwingen und Kubosko setzte sich schlussendlich dank wuchtigeren Schlägen mit 15:13 durch.
Christoff Eilers erwies sich ebenfalls mit 11:1 und 11:7 als zu stark, auch wenn Schmitz hier ebenfalls gute Phasen hatte. Im ersten Satz verwarnte der Schiedsrichter Eilers für das Schieben der Platte, hatte damit aber eigentlich Schmitz gemeint und erkannte deshalb kurz darauf nach erneutem Schieben ein Tor des Deutschen ab. An dieser Stelle große Anerkennung für die Fairness von Eilers und den französischen Zuschauern, die hier nicht versuchten, diese Aktion zu ihrem Vorteil zu nutzen. So gab es zumindest keine Strafpunkte für Schmitz, da der Schiedsrichter ja versehentlich beim Aussprechen der ersten Verwarnung den falschen Namen genannt hatte.

Auch die letzte Partie gegen Stefan Marcin war nicht von Erfolg gekrönt. Den ersten Durchgang dominierte der Slowake mit 11:2, anschließend machte Schmitz noch einmal mit guter Trefferquote auf sich aufmerksam. Beim Stand von 10:10 setzte sich Marcin jedoch entscheidend ab und erzielte drei Punkte nacheinander. Im letzten Ballwechsel hätte Schmitz durchaus noch den ein oder anderen taktischen Kniff in der Hinterhand gehabt, kam aber nicht mehr wirklich an den Ball. Am Ende landet er auf Platz 16 und ist damit nicht wirklich zufrieden. Insgesamt war das Niveau bei diesem Turnier aber auch recht hoch. So unterlag der spätere Turniersieger Jouni Viitamäki zum Beispiel zwischenzeitlich dem später letztplatzierten Josef Stöckli und schaffte es nur mit Mühe und Not ins Viertelfinale. Da Schmitz in Dortmund auch als Trainer tätig ist und sich nach der coronabedingten Zwangspause vor allem damit beschäftigt hat, war er verständlicherweise nicht bei 100 Prozent seines Spielvermögens.

Am Ende geht ein großer Dank an die Organisatoren der Lithuanian Blind Sports Association für einen reibungslosen und gut organisierten Turnierablauf. Das kleine deutsche Team konnte abseits der Spieltische auch weitere angenehme Kontakte zu anderen Nationen knüpfen. Besonders hervorzuheben sind hier die unterhaltsamen Abende mit den Teilnehmenden aus der Schweiz. Gegenseitige Spielbesuche gehörten hier natürlich auch dazu. Auch gute Gespräche mit französischen und finnischen Showdown-Verrückten trugen zu einem absolut erinnerungswürdigen Wochenende bei.

Alle Ergebnisse und Platzierungen können unter folgendem Link abgerufen werden: https://gameresultsonline.com/lithuanian-blind-sports-federation/international-showdown-tournament