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6. BSC Prag-Cup: Starkes Teamergebnis

von Birgit Riester und Kevin Barth

Das zweite Mal fand der Prag-Cup dieses Jahr im Sport-Zentrum in Nymburk ca. eine Stunde von Prag entfernt statt. Der Spielort hatte den Vorteil, dass alle Spielerinnen und Spieler im gleichen Hotel wohnten und spielten, so dass es ein Turnier der kurzen Wege war. Gespielt wurde auf sechs tschechischen Platten. Mit dabei waren auch 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland. Aufgrund der derzeitigen Kriegshandlungen in der Ukraine schloss die IBSA wie auch andere Sportorganisationen die Teilnahme von Russen und Belarussen an diesem Turnier aus.

Siegertreppchen gesamt
Birgit (4. Platz) und Thade (3. Platz) vor Nymburg-Plakat "European Town of Sport"

Damen-Konkurrenz

Bei den Damen starteten 25 Spielerinnen aus 9 Ländern im Alter von 14 bis 61 Jahren. Das Teilnehmerinnenfeld reichte von Spielerinnen, die ihr erstes internationales Turnier bestritten bis zur Top-Spielerin Hanna Vilmi, die ihrer Favoritenrolle gerecht wurde und ohne Niederlage den Turniersieg für die finnische Nation holte. Als beste Deutsche erreichte Birgit Riester mit dem vierten Platz ihre persönliche Bestleistung bei einem internationalen Turnier.

Nachdem sie die erste Runde als Zweite wegen einer Niederlage gegen die Polin Agnieszka Bardcik abschloss, gelangen ihr in der zweiten Runde Siege gegen Sonja Tranchina aus Italien und Tina Gostenncik aus Slowenien. Im Viertelfinale traf sie dann erneut auf Bardzik. Nachdem Riester bereits zwei Sätze deutlich verloren geben musste, stellte sie ihre Verteidigung um und erreichte durch eine spannende Aufholjagd im fünften Satz durch viele provozierte Fehlerpunkte, aber wenig Tore ihren ersten Sieg eines Viertelfinales. Im Halbfinale nahm sie zwar Tanja Oranic noch einen Satz ab, konnte aber der routinierten Slowenin nicht das Wasser reichen. Im Spiel um die Bronze-Medaille unterlag sie der abwehrstarken Italienerin Piera Folino glatt in drei Sätzen.

Annika Hein besiegte zunächst die vor ihr in der Weltrangliste stehende Slowakin Kristina Cesnakova mit 2:1, unterlag dann aber der Weltranglistenfünften Sonja Tranchina aus Italien in zwei knappen Sätzen.  Durch einen Sieg gegen Christelle Thomascovic aus Frankreich spielte Hein sich jedoch ebenfalls unter die besten 12 des Turnieres. Durch Niederlagen gegen Bardzik und Vilmi ging es bei Hein nach der zweiten Runde um die Plätze 9-12. Hier verlor sie zunächst knapp im dritten Satz mit 9:11 gegen Gostencik, besiegte dann aber Monika Szwalek in drei Sätzen (11:1;  7:11; 12:10) und verbesserte sich damit zum Ergebnis von 2020 um vier Plätze auf den 11. Platz.

Bettina Steffan hatte in ihrer Vorrunde lediglich zwei Spiele zu bestreiten, da eine Spielerin kurzfristig das Turnier absagen musste. Nach langer Wartezeit startete sie daher erst am Nachmittag in das Turnier gegen Weronika Szynal aus Polen. Nachdem sie zunächst nicht ins Spiel fand und den ersten Satz mit 1:11 verlor, konnte sie zwar den zweiten Satz enger mit 9:11 gestalten, das Spiel jedoch nicht mehr drehen. Im Spiel gegen die Vize-Turniersiegerin Oranic war Steffan chancenlos und spielte nach der Vorrunde um die Plätze 13-18 und blieb damit unter ihren Erwartungen. Versöhnlich stimmten dann deutliche Siege über Cesnakova und Rita Dütsch aus der Schweiz und sicherten ihr den 13. Platz. .

Zum ersten Mal an einem internationalen Turnier nahmen Anja Dehoff und Anja Cirar teil. In ihrer Fünfer-Gruppe musste sich Dehoff zunächst Dütsch und Folino jeweils in zwei Sätzen geschlagen geben, gewann aber dann das Spiel gegen die Slowakin Rajtarova mit 2:1 Sätzen. Gegen die Tschechin Tereza Prikrylova entschied sie zumindest einen sehr lang umkämpften Satz mit 18:15 für sich und spielte damit in der Runde der Viertplatzierten weiter. Durch zwei Siege erreichte sie hier den Gruppensieg und spielte gegen Anja Cirar um den 19. Platz. , welchen sie mit 12:9 und 13:10 gewann.

Anja Cirar startete gegen drei Polinnen in die erste Runde. Im ersten Spiel konnte sie gleich der Weltranglistensechsten Szwalek einen Satz abnehmen, verlor dann aber deutlich gegen Katarzina Stenza und Dominika Szuj. In der Runde der Viertplatzierten gewann sie dann jedoch alle drei Spiele deutlich und musste sich nur noch Dehoff geschlagen geben. Mit Platz 20 erreichte auch Cirar ein erfreuliches Ergebnis. Andrea Rippich belegte zwar den letzten Platz bei diesem Turnier, konnte aber zumindest je einen Satz gegen eine Italienerin und eine Slowakin gewinnen und betonte immer wieder wie viel Freude ihr das Miterleben des Turniergeschehens mache und dass sie jedes Mal neue Anregungen für ihr eigenes Training bekomme.

Herren-Konkurrenz

Bei den Herren gingen insgesamt 40 Spieler an den Start, die in acht Gruppen aufgeteilt waren. Die zwei jeweils besten einer Gruppe spielten um die Plätze Eins bis 16. Thade Rosenfeldt wurde als Dritter des Gesamtklassements bester seines Landes und ist außerdem die neue Nummer Zwei der Weltrangliste. In der ersten Runde blieb er bei Siegen über Giovanni Cancelliere, Adam Wolczynski, Antonio Michienzi, Patrick Walterscheid und Dusan Milo ohne Satzverlust. Nur Walterscheid konnte die Partie recht offen gestalten. Ebenso glatt ließ Rosenfeldt in der Zwischenrunde Kevin Barth, Francesco Raffi und Topspieler Ari Lahtinen hinter sich. Im Viertelfinale gab der Marburger gegen Marco Carrai zunächst den ersten Satz klar mit 1:11 ab, fand danach aber besser ins Spiel und konnte die nächsten drei umkämpften Sätze für sich entscheiden. Eher überraschend kam dann im Halbfinale das Aus gegen den Slowaken Stefan Marcin, der sich nach zwei gerecht verteilten Sätzen anschließend absetzte. Nichts anbrennen ließ Rosenfeldt im Spiel um Platz Drei, was er erneut gegen Ari Lahtinen zu bestreiten hatte. Der amtierende Sieger der Pajulahti Games gehört ohne Zweifel zu den aktuell besten Spielern der Welt.

Eine persönliche Bestleistung stellte Patrick Walterscheid mit Platz Acht auf. Auch er startete mit drei 2:0-Erfolgen gegen Michienzi, Cancelliere und Milo, wobei der ein oder andere Satz durchaus eng war. Niederlagen gab es dann gegen Rosenfeldt und Adam Wolczynski, dem er erst im dritten Durchgang unterlag. Es reichte dennoch zum Einzug unter die besten 16. Dort lief Walterscheid dann zur Höchstform auf und bezwang Marco Carrai, Miroslav Marcinko und Tomas Myslivecek. Gegen Carrai, die Nummer Vier der Welt, holte der Spieler vom SSC Erlensee einen 0:1-Rückstand auf. Auch im Viertelfinale gab er Ari Lahtinen einiges zu tun, lag zwischenzeitlich mit 2:1 vorne, doch am Schluss siegte die Erfahrung der finnischen Nummer Eins (12:1, 5:11, 11:8, 2:11, 6:11). In den anschließenden Platzierungsspielen gegen Lukasz Byczkowski und Luciano Florio war Walterscheid jeweils nah dran, musste aber am Ende jeweils als Verlierer die Platte verlassen. Am Ende blieb bei ihm die Freude über eine insgesamt hervorragende Leistung.

Einen positiven Trend setzt auch Kevin Barth fort, der Rang Zwölf belegt. David Hájek, Jeremy Travert und Petr Bayer wurden von ihm zunächst bezwungen, wobei zwei der Spiele in den dritten Satz gingen. Eine klare Niederlage gegen Marco Carrai änderte nichts an der Tatsache, dass der Platz unter den top 16 sicher war. Dort nahm der Dortmunder immerhin Ari Lahtinen einen Satz ab und hatte gegen Francesco Raffi klar die Nase vorne. In der abschließenden Platzierungsrunde konnte er dieses Level nicht mehr aufrechterhalten, kann aber dennoch zufrieden sein.

Christoph Niehaus hatte sich ursprünglich einen Platz unter den besten 20 vorgenommen. Dieses Ziel war bereits nach dem ersten Tag erreicht und am Ende wurde es Platz 15. Niehaus setzte sich in seiner ersten Gruppe gegen Ondrej Kodet, Franck Bouilloux und Vaclav Krychtalek durch. Lubos Zajic und den Weltranglisten-Ersten Adrian Sloninka konnte er nicht bezwingen, verkaufte sich aber dennoch gut und zog als Zweiter in die nächste Runde ein. Dort gab es kein Vorbeikommen an Stefan Marcin und Lukasz Byczkowski, bevor noch eine ärgerliche Dreisatz-Niederlage gegen Christoff Eilers hinzukam. Niehaus hatte hier im entscheidenden Durchgang mit 9:3 geführt. Jaroslav Gajdos nahm der Mittelhesse zumindest einen Satz ab und im Spiel um Platz 15 fand er mit einem Sieg gegen Miroslav Marcinko einen guten Abschluss.

Als 25. Holte Deniz Kürtoglu ebenfalls noch Weltranglistenpunkte. Knapp geschlagen geben musste er sich Christoff Eilers und Pietro Finistrella, gegen Pierre Bertrand fiel die Niederlage deutlich aus. Dafür gewann der Kasseler in drei Sätzen gegen Benjamin Levicek und spielte damit um die Plätze 25 bis 32. In dieser Phase des Turniers legte Kürtoglu einen echten Run hin und fügte Ciril Kavaš, Lubos Zajic, Landsmann Horst Griffaton und Timotej Skledar jeweils eine Niederlage zu. Besonders das Spiel um Platz 25 gegen Skledar war hart umkämpft (13:11, 9:11, 12:8).

Auf Position 28 und damit noch mit 9 Punkten für die Rangliste bedacht landete Horst Griffaton. Eingangs musste er Lukasz Byczkowski, Luciano Florio und Simon Rejtar den Vortritt lassen, wobei er gegen den späteren Sechstplatzierten Florio zumindest einen Satz für sich entschied. Gut unterwegs war der älteste deutsche Teilnehmer in der Zwischenrunde gegen Lubos Zajic sowie Ciril Kavaš, ehe ihn Vereinskollege Deniz Kürtoglu wieder ein wenig ausbremste. Auch David Hájek konnte Griffaton im Spiel um Platz 27 nicht bezwingen.

Platz 37 erreichte Antonio Michienzi. Patrick Walterscheid und Dusan Milow machte er in Gruppenphase Eins zumindest einen Satz lang Probleme, außerdem nahm er die Hürde Giovanni Cancelliere glatt in zwei Sätzen. Am zweiten Tag stieg Michienzi mit einem Erfolg über Landsmann Simon Bienlein ein, danach gab es knappe Niederlagen gegen Taha Festali und Vaclav Krychtalek. Im Spiel um Platz 37 kam es zum Wiedersehen mit Giovanni Cancelliere und auch hier behielt der Marburger in drei Sätzen die Oberhand.

Erstmals bei einem internationalen Turnier mit dabei war Simon Bienlein, der schlussendlich den 39. Platz erreichte. Für ihn war es vor allem wichtig, erste Erfahrungen zu sammeln. So konnte er am ersten Tag unter anderem dem schon lange spielenden Slowaken Pavol Kuboško einen Satz lang ärgern. Am Freitag verzeichnete der Franke gegen Vaclav Krychtalek seinen ersten Satzgewinn und wenig später besiegte er Taha Festali glatt mit 2:0. Bienlein kann also durchaus mit dem ein oder anderen Achtungserfolg und vielen neuen Erkenntnissen die Heimreise antreten.

Anbei noch die abschließenden Platzierungen:

Damen:

1. Hanna Vilmi (Finnland)

2. Tanja Oranic (Slowenien)

3. Pierra Folino (Italien)

4. Birgit Riester (Kassel)

11. Annika Hein (Marburg)

13. Bettina Steffan (Kassel)

19. Anja Dehoff (Erlensee)

20. Anja Cirar (Nürnberg)

25. Andrea Rippich (Marburg)

Herren:

1. Adrian Sloninka (Polen)

2. Stefan Marcin (Slowakei)

3. Thade Rosenfeldt (Marburg)

8. Patrick Walterscheid (Erlensee)

12. Kevin Barth (Dortmund)

15. Christoph Niehaus (Marburg)

25. Deniz Kürtoglu (Kassel)

28. Horst Griffaton (Kassel)

37. Antonio Michienzi (Marburg)

39. Simon Bienlein (Nürnberg)