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Zürich Open 2022: Steffan auf dem Treppchen

geschrieben von Kevin Barth

Vom 23. bis 27. November fanden die ersten Zürich Open und damit auch das erste internationale Weltranglistenturnier auf Schweizer Boden statt. Mit dabei waren auch vier Damen und fünf Herren aus Deutschland. Am Ende konnte mit Bettina Steffan sogar eine davon über eine Trophäe jubeln.

Das Turnier fand in einem Hotel in der Nähe des Züricher Hauptbahnhofs statt, das erleichterte die An- und Abreise. Gespielt wurde auf vier tschechischen Platten. Insgesamt nahmen 24 Damen und 29 Herren aus zehn Nationen teil. Es gab nicht nur einen Livestream von einer Platte, sondern auch zusätzlich einen Liveticker von allen vier Spieltischen. Das sorgte für ein noch besseres und besonders spannendes Turniererlebnis.

Damen: Bettina Steffan vorneweg

Die Damen waren in insgesamt sechs Vierergruppen aufgeteilt, wobei die besten zwei pro Gruppe um die Plätze Eins bis Zwölf spielten. Bettina Steffan wurde am Ende Dritte und fuhr damit ihr bestes Ergebnis bei einem Weltranglistenturnier ein.

Die Hessin gewann ihre ersten beiden Partien gegen Marie-Annick Monchartre und Brigitte Vonwartburg jeweils in zwei Sätzen, wobei diese durchaus umkämpft waren. Eine überraschend klare Niederlage gab es im Duell mit Rita Dütsch, doch das Weiterkommen war Steffan nicht mehr zu nehmen. In der anschließenden Dreiergruppe lieferte sie der allmählich zurückkehrenden Spitzenspielerin Elvina Vidot einen großen Kampf, unterlag dann aber in zwei Sätzen. Dafür gab es anschließend einen Erfolg über Tereza Prikrylová, so dass der Einzug ins Viertelfinale perfekt war.

Hier ging es gegen Katarzyna Stenka aus Polen und erneut hatte Steffan in vier Sätzen die Nase vorne (11:2, 3:12, 12:3, 11:6). Beeindruckend war, wie sie den klaren Verlust des zweiten Durchgangs abschütteln konnte, um danach selbst die Kontrolle zu übernehmen. Im Halbfinale wartete erneut Elvina Vidot und wieder hatte die Französin trotz einiger starker Momente von Steffan das bessere Ende für sich (8:11, 1:11, 9:12). Einen tollen Abschluss gab es im Spiel um Platz Drei, denn Steffan schlug die Estin Tiia Innos, die bei den Top Twelve noch auf Rang Zwei gelandet war, in fünf Sätzen (12:7, 12:14, 11:7, 8:12, 11:8). Nachdem im vierten Satz etwas die Kräfte schwanden, raffte sich die Spielerin aus Kassel im entscheidenden Moment noch einmal auf und drehte im entscheidenden Durchgang einen 5:8-Rückstand.

Birgit Riester landete auf Platz Neun. Das war zwar nicht ganz das, was sie sich erhofft hatte, aber sie nahm es gewohnt sportlich. Zunächst gewann sie ihre Gruppe mit Siegen gegen Clémence Lebreton, Anja Cirar und Paulina Krupa. Nur Lebreton nahm ihr einen Satz ab, den aber tatsächlich zu null. Die Zwischenrunde hielt allerdings zwei Niederlagen bereit, You Kyoung Jang aus Südkorea und Dominika Czuj aus Polen setzten sich ohne Satzverlust durch. Im ersten Satz gegen Czuj gab Riester einen 7:4-Vorsprung aus der Hand. Somit ging es für sie noch um die Plätze Neun bis Zwölf. Dort bekam es die deutsche Meisterin von 2017 mit Markéta Trncáková, Tereza Prikrylová und Rita Dütsch zu tun und hielt sich mit drei gewonnenen Spielen und 6:0 Sätzen komplett schadlos.

Für Anja Cirar sprang der 14. Platz heraus. Die Nürnbergerin unterlag zunächst Paulina Krupa in drei Sätzen und kam auch an Birgit Riester trotz einer 10:6-Führung im ersten Satz nicht vorbei. Ein erstes Erfolgserlebnis gab es gegen Clemence Lebreton, wobei Cirar im dritten Durchgang bereits mit 5:10 ins Hintertreffen geraten war. In den Platzierungsspielen kamen Dreisatz-Siege gegen Maria Rajtarova und Guylaine Duban hinzu. Das Spiel um Platz 13 ging dann allerdings in zwei Sätzen gegen Kristina Cesnakova aus der Slowakei verloren.

Andrea Rippich erreichte Platz 21 und damit immerhin noch 20 Weltranglistenpunkte. Zunächst musste sie sich Katarzyna Stenka, Tereza Prikrylová und Maria Rajtarova geschlagen geben. Die spätere Viertelfinalistin Stenka bekam jedoch vor allem im zweiten Satz einiges zu tun, denn Rippich führte 8:4 und gab diesen Durchgang nur mit 11:13 ab. Das erste gewonnene Spiel des Turniers verdiente sich die Marburgerin im Duell mit Sheila Fernandez Rodrigo aus Spanien, für die es das internationale Debüt war. Clémence Lebreton war im anschließenden Match nicht aufzuhalten, so dass es für Rippich am Samstag noch um Platz 21 ging. Diesen holte sie sich gegen Brigitte Vonwartburg aus der Schweiz in drei Sätzen und schaffte damit einen guten Abschluss.

Herren: Vollmer kratzt an den top Zehn

Bei den Herren gab es acht Gruppen, fünf mit vier und drei mit drei Spielern. Die ersten zwei jeder Gruppe spielten um die Plätze Eins bis 16 weiter. Nach einem erneut guten Start in die A-Division hat Alfons Vollmer seine starke Form in die Schweiz mitgenommen und wurde schlussendlich starker Elfter.

Das Weiterkommen in die obere Zwischenrunde sicherte er sich durch Triumphe über den Slowaken Ladislav Dubovan und Aron Leppik aus Estland. Die Grenzen zeigte ihm Pavol Kubosko auf. Eine weitere Niederlage fügte ihm die französische Nummer Eins Pierre Bertrand zu Beginn der zweiten Gruppenphase zu, bevor es einen Erfolg gegen den Schweizer Kurt Halbheer in drei Sätzen gab. Damit hatte Vollmer ein Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale. Ihm gegenüber stand Ladislav Brada aus der Slowakei. Vollmer konnte sich in beiden Sätzen nach Rückständen noch einmal zurückkämpfen, doch Brada hatte jeweils knapp das bessere Ende für sich. Nachdem der Paderborner von Lukasz Byczkowski und erneut Pavol Kubosko bezwungen wurde, ging es zum Abschluss gegen Marc Sommer aus der Schweiz. Hier ließ sich Vollmer im zweiten Durchgang etwas aus dem Tritt bringen und lag auch im dritten zum Seitenwechsel mit 5:6 hinten. Danach übernahm er jedoch die Initiative und verdiente sich Platz Elf mit einem starken Schlussspurt.

Rang 17 und damit eine persönliche internationale Bestleistung erarbeitete sich Sebastian Dellit. Am ersten Tag standen für ihn nur zwei Spiele an. Dabei gab es zwar zwei Niederlagen, doch Dellit konnte dem späteren Bronzegewinner Simon Rejtar einen Satz abnehmen. So richtig auf Betriebstemperatur kam der Nürnberger einen Tag später. Ganz souverän räumte er Aron Leppik und seinen Vereinskollegen Simon Bienlein aus dem Weg. Noch besser lief es im Duell mit einem weiteren Deutschen: Kevin Barth, mit dem sich Dellit ein Zimmer teilte. Zunächst gab er den ersten Satz klar ab und lag auch im zweiten 4:7 zurück, doch dann wurde er immer stärker. Nachfolgend ging nicht nur die gesamte Partie allmählich in seine Richtung, sondern er ließ bis zum Ende dieses Dreisatz-Erfolgs auch nur noch sechs Punkte von seinem favorisierten Kontrahenten zu. Davon beflügelt ging das Spiel um Platz 17 gegen Madjid Guitoune ebenfalls in zwei Sätzen an Dellit, den in Zukunft vielleicht ein paar mehr Experten auf der Rechnung haben dürften.

Kevin Barth hatte mit einem Platz unter den ersten 16 geliebäugelt, als 19. ist er weder zufrieden, noch komplett unzufrieden. Jedes seiner Gruppenspiele in der Vorrunde ging über drei Sätze. Dem späteren Überraschungs-Turniersieger Jong Kyeong Lee unterlag er, Bertrand Laine aus Frankreich bezwang er nach Rückstand und gegen den späteren Sechsten Tomáš Myslivecek verspielte er einen 9:6-Vorsprung im ersten Durchgang. Das wurde später entscheidend und bedeutete den Gang in die untere Zwischenrunde. Hier ließ er gegen Landsmann Antonio Michienzi nichts anbrennen und kämpfte auch Dusan Milo in drei Sätzen nieder. Gegen Sebastian Dellit fehlte am Schluss die letzte Kreativität, um einen starken Kontrahenten bei seinem Lauf aufzuhalten. Dafür konnte der Dortmunder im Spiel um Platz 19 Miroslav Marcinko nach dem verlorenen ersten Satz noch einfangen.

Rang 23 steht für Simon Bienlein zu Buche. In seiner Gruppe unterlag er Ladislav Brada klar, bevor er den späteren 13. Pavel Michelfeit lange ärgerte. Antonio Jesus Martin Gaitan aus Spanien führte gegen den Franken in Satz Drei bereits 8:6, bevor ihm noch die Wende und damit der erste Sieg gelang. In der Erfolgsspur blieb Bienlein auch gegen Aron Leppik, ehe ihn Vereinskollege Sebastian Dellit klar in die Schranken wies. Unglücklich musste sich Bienlein Dusan Milo geschlagen geben, denn jeweils zum Ende der beiden Sätze hatte er mit einem Punkt geführt. Dafür durfte er zum Abschluss noch einmal gegen Ladislav Dubovan aus der Slowakei jubeln (11:9, 11:2).

Antonio Michienzi kam als 26. ins Ziel. Er konnte dem späteren Siebtplatzierten Jang Hoon Kim einen Satz abnehmen und stellte auch Miroslav Marcinko sowie Christoff Eilers zeitweise vor Herausforderungen. Nach der Niederlage gegen Kevin Barth war Michienzi kurz davor, Dusan Milo einen Satz abzunehmen. Besiegen konnte er schließlich Aron Leppik in zwei Sätzen, so dass es ins Spiel um Platz 25 ging. Hier musste der Marburger Alfredo Cuadrado Freire aus Spanien knapp den Vortritt lassen. Am wichtigsten sind für Michienzi bei solchen internationalen Turnieren aber die verschiedenen Begegnungen mit Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern.

Ein großer Dank geht an die Organisatoren dieses Premierenturniers. Die Energie und das Herzblut, die von euch in diese Veranstaltung gesteckt wurden, konnte man stets spüren. Es waren tolle Tage mit einem tadellos durchgeführten Wettbewerb, der hoffentlich in den kommenden Jahren seine Fortsetzung findet.

Hier noch die wichtigsten Abschlussplatzierungen:

Damen:

1. Elvina Vidot (Frankreich)
2. Dominika Czuj (Polen)
3. Bettina Steffan (Deutschland/Kassel)
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9. Birgit Riester (Deutschland/Kassel)
14. Anja Cirar (Deutschland/Nürnberg)
21. Andrea Rippich (Deutschland/Marburg)

Herren:

1. Jong Kyeong Lee (Südkorea)
2. Stefan Marcin (Slowakei)
3. Simon Rejtar (Tschechien)
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11. Alfons Vollmer (Deutschland/Paderborn)
17. Sebastian Dellit (Deutschland/Nürnberg)
19. Kevin Barth (Deutschland/Dortmund)
23. Simon Bienlein (Deutschland/Nürnberg)
26. Antonio Michienzi (Deutschland/Marburg)

Das gesamte Turnier kann unter www.sd-development.ch/international/ noch einmal nachverfolgt werden.