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BSC Prague Cup 2023: Rosenfeldts nächstes Meisterstück

geschrieben von Kevin Barth

Zum insgesamt siebten Mal lud der BSC Prague zu seinem Showdown-Cup ein. Gespielt wurde wieder im Sportzentrum Nymburk auf insgesamt sieben Tischen und es sollte alleine von der Teilnehmeranzahl ein Event der Superlative werden. Insgesamt 98 Spielerinnen und Spieler aus zwölf Nationen gingen an den Start und es waren viele klangvolle Namen mit dabei. Die Erfolgsgeschichte schlechthin schrieb aus deutscher Sicht Thade Rosenfeldt. Dem Marburger gelang der Turniersieg und damit der insgesamt zweite Titel bei einem internationalen Weltranglistenturnier.

Bei den Herren waren die 60 Akteure zunächst in 16 Gruppen aufgeteilt und die besten zwei jeder Gruppe spielten anschließend in einer weiteren Gruppenphase und K.O.-Spielen um die Plätze 1 bis 32. Rosenfeldt gewann alle sechs Gruppenspiele ohne Satzverlust und blieb auch im Achtel- und Viertelfinale gegen Francesco Raffi (Italien) und Pierre Bertrand (Frankreich) makellos. Deutlich umkämpfter ging es im Halbfinale gegen seinen Landsmann und guten Freund Patrick Walterscheid zu. Der viermalige deutsche Meister geriet zweimal in den Sätzen in Rückstand, kam aber jeweils zurück und siegte schließlich mit 3:2. Das Endspiel war dann eine klare Angelegenheit: Rosenfeldt wies den Slowaken Ladislav Brada klar mit 3:0 Sätzen in die Schranken und ließ insgesamt nur elf Punkte des Kontrahenten zu (12:3, 11:3, 12:5). Brada, der im Februar bereits im Endspiel eines internationalen Turniers stand, hatte nur wenig entgegenzusetzen. Jedes Mal, wenn es schien, dass er allmählich ins Spiel kommen würde, zog Rosenfeldt wieder an und demonstrierte seine Überlegenheit. Anders als bei seinem ersten internationalen Triumph, der letztes Jahr in Finnland noch unter Corona-Schutzmaßnahmen stattgefunden hatte, waren diesmal viele Zuschauer anwesend und bejubelten gemeinsam mit ihm diesen Erfolg. Nachdem der Mittelhesse 2019 beim selben Turnier im Finale verloren hatte, schloss sich nun für ihn der Kreis. Noch beeindruckender wird dieser Triumph, wenn man bedenkt, dass Rosenfeldt in letzter Zeit aufgrund von beruflichen Verpflichtungen weniger Turniere gespielt hatte und damit nicht so viel Matchpraxis wie die Konkurrenz vorweisen konnte.

Der eben schon erwähnte Patrick Walterscheid konnte sich über sein zweites internationales Halbfinale und Rang Vier freuen. Fünf seiner sechs Gruppenspiele gingen zwar in den dritten Satz und es gab auch eine Niederlage gegen Jelle Stuer aus Belgien, doch der neue Weltranglisten-14. blieb trotzdem voll auf Achtelfinalkurs. Dort ließ er den Tschechen Simon Rejtar in zwei Sätzen hinter sich, bevor er sich auch in einer recht engen Partie in vier Sätzen gegen Marco Carrai aus Italien behauptete. Im Halbfinale bereitete Walterscheid dem späteren Sieger Rosenfeldt lange Kopfschmerzen, im Spiel um Platz Drei unterlag er dem Italiener Andrea Lazzarini in vier Sätzen. Für den Spieler aus Erlensee ist es ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Mit Kevin Barth, Sebastian Dellit, Mohammed Taher Alharari und Christoph Niehaus holten vier weitere deutsche Spieler Weltranglistenpunkte. Barth wurde am Ende 15. und schaffte es damit zum zweiten Mal nacheinander bei diesem Turnier in diese Platzierungsregion. Der Dortmunder setzte sich auch mit etwas Glück in zwei engen Gruppen durch und nahm dabei unter anderem den starken polnischen Spielern Krzysztof Sobilo sowie Adrian Sloninka einen Satz ab. Im Achtelfinale und den Platzierungsspielen war sicher noch mehr drin, am Ende gelang immerhin noch ein klarer Erfolg im Spiel um Platz 15 über Stefan van Loenen.

Dellit erkämpfte sich mit Rang 26 ein beachtliches Ergebnis und landete erstmals beim BSC Prague Cup in den Punkten. Mit zwei gewonnenen Spielen schloss er die erste Gruppe als Zweiter ab. Danach kam noch ein weiterer Erfolg hinzu und in den Platzierungsspielen zwang der Nürnberger auch den Slowaken Miroslav Marcinko und Benjamin Levícek aus Tschechien in die Knie. Taher Alharari landete auf Position 28 und verpasste zunächst äußerst unglücklich die besten 16. In seiner zweiten Gruppe hatten drei Spieler jeweils zwei Siege und am Ende kam es auf die Spezialisierte Punktedifferenz an. Dem Bremer fehlten hier drei Pünktchen zum Weiterkommen. Ein Tor in die eine oder andere Richtung entschied hier also. In den Platzierungsspielen gab es zumindest noch einen Erfolg im Duell mit dem Finnen Jyri Grönlund.

Für Niehaus gab es mit Platz 29 zumindest noch acht Zähler für die Rangliste. Spielerisch war aber deutlich zu sehen, welches Potential vorhanden ist. In der Vorrunde nahm er dem späteren Drittplatzierten Andrea Lazzarini einen Satz ab. Unter den letzten 32 schlug der Gießener sogar den späteren Endspielteilnehmer Brada, doch das spezialisierte Satzverhältnis verhinderte das Weiterkommen. Nach zwei knappen Niederlagen gab es dann noch zwei gewonnene Matches gegen Filippo Siciliano aus Italien und den Belgier Jelle Stuer.

Alfons Vollmer verpasste als 35. knapp die Punkte. In der ersten Gruppe landete der Paderborner auf Platz Drei und unterlag nur hauchdünn dem amtierenden Weltmeister Sloninka. Immerhin nahm er in der nun folgenden Platzierungsphase noch die Hürden Didier Berthiau (Frankreich), Marko Molenaar (Niederlande) und Wáclav Krychtálek. Nicklas Leonhardt erreichte bei seiner aller ersten internationalen Turnierteilnahme den beachtlichen 40. Platz. Besonders groß war die Freude beim Spieler aus Erlensee, als er direkt seine Auftaktpartie gegen den Schweizer Josef Stöckli für sich entschied. Damit war klar, dass es mindestens unter die ersten 48 gehen würde. Ein weiterer Sieg gegen Juulia Tulisalo aus Finnland brachte ihn schließlich noch acht Plätze weiter nach oben.

Nach einer dreijährigen internationalen Pause schwang auch Robert Glojnaric wieder einmal den Schläger und landete auf Position 42. In der Vorrunde nahm er zwei späteren top 30-Spielern jeweils einen Durchgang ab, darunter auch Landsmann Walterscheid. In den Platzierungsspielen ließ er die Finnen Paavo Tulisalo und Väinö Rihti hinter sich. Knapp dahinter folgte Simon Bienlein als 45. Der Franke war in mehreren Spielen knapp dran an einem Satzgewinn, bevor er Juulia Tulisalo bezwang und damit den erlösenden ersten Sieg schaffte. Davon angetrieben legte er in seiner letzten Partie gegen Didier Berthiau gleich noch einmal nach.

Platz 53 sprang für Deniz Kürtoglu heraus. Gegen Landsmann Alfons Vollmer fehlten zum Auftakt nur zwei Punkte für einen Sieg. Auch gegen Weltmeister Sloninka schnupperte er an einem Satz. An den folgenden zwei Tagen schlug er immerhin noch den Franzosen Dominique Breard, sowie Thomas Britton und Jacob Hare aus Großbritannien. Rang 57 ging an Antonio Michienzi, der die Reise für alle deutschen Spielerinnen und Spieler wieder großartig organisiert hatte. Er fuhr Siege gegen Dominique Breard und Simon Jones ein.

Bei den Damen gab es für die 38 Spielerinnen zunächst acht Fünfer- und Vierergruppen. Die besten zwei jeder Gruppe spielten weiter um die Plätze Eins bis 16. Anja Dehoff war auf Platz 15 erstmals beste Deutsche. In der Vorrunde war sie insgesamt dreimal erfolgreich und ärgerte auch die spätere Halbfinalistin Sonia Tranchina ein wenig. Auch wenn in der zweiten Gruppenphase kein Sieg mehr heraussprang, sammelte die Spielerin vom SSC Erlensee weitere wichtige Erfahrungen und bezwang abschließend noch die Slowenin Tina Gostencnik in zwei Sätzen.

Ebenfalls noch Weltranglistenpunkte nahmen Bettina Steffan, Annika Hein, Birgit Riester und Anja Cirar mit nach Hause. Steffan, die am Ende 17. wurde, hätte gut und gerne auch unter die besten 16 einziehen können, doch es gab eine knappe Niederlage gegen die spätere Bronzemedaillen-Gewinnerin Sara Fappani. Dafür blieb die aktuelle deutsche Vizemeisterin in der Platzierungsrunde gegen Markéta Trncáková (Tschechien), Rita Dütsch (Schweiz) und Min Kyung Lee (Südkorea) unbesiegt. Rang 22 war es für Hein. Sie landete direkt zu Beginn einen Erfolg über Landsfrau Birgit Riester und nahm auch der slowenischen Spitzenspielerin Tanja Oranic einen Satz ab. Eine unglückliche Niederlage gegen die Belgierin Mai-Li De Raeymaeker verhinderte auch bei ihr eine höhere Platzierung. Es gab später noch zumindest ein Erfolgserlebnis im Duell mit Daniela Katuna aus Italien.

Als 25. kam Riester ins Ziel. Auch sie hielt gegen Tanja Oranic gut mit. Die Oberhand behielt die Kasselerin an den Folgetagen gegen Barbara Trudel (Schweiz), Iwa Karásková (Tschechien) und Kristína Cesnaková. Als 30. gab es für Cirar immerhin noch vier Weltranglistenpunkte. Sie machte immerhin 13 Punkte gegen die wieder erstarkende Polin Elzbieta Mielczarek und schlug die Britin Danielle Cleary, sowie Barbara Trudel.

Mit Rang 33 war Sarah Pisek nicht wirklich zufrieden. Sie hatte sich mehr vorgenommen. Versöhnlich stimmten sie ihre Erfolge in der Platzierungsrunde über Sallyan Briton (Großbritannien), Klára Pacolová und Pauline Eilers (Belgien). Andrea Rippich schloss das Turnier als 36. ab. Vanessa Cascio, Pauline Eilers und Klára Pacolová wurden von der Marburgerin einen Satz lang gut beschäftigt. Außerdem besiegte sie Danielle Cleary.

Erstmals gab es in Nymburk auch einen Team-Wettbewerb. Ein deutsches Team wurde gebildet und kam auf Platz Zwölf. Insgesamt schien es, als hätten sich die immer sehr bemühten Turnierorganisatoren diesmal ein wenig zu viel vorgenommen. Es kam immer wieder zu Wartezeiten, auch weil man trotz Jahre langer Erfahrung davon ausging, dass gerade einmal 20 Minuten pro Spiel in der Vorrunde ausreichen würden. Auch 25 Minuten für ein Spiel in den folgenden Runden war eher optimistisch. Letztlich war der BSC Prague Cup 2023 aber eine gelungene Veranstaltung, bei dem so viele Spieler zusammen kamen, wie zuletzt vor vier Jahren. Damit war auch wieder ein reger internationaler Austausch möglich. Besonders schön war es, mit Großbritannien eine komplett neue Nation in der Showdown-Gemeinde zu begrüßen. Sehr emotional wurde die Eröffnungsfeier, bei der es unter anderem eine Gedenkminute für den zuletzt verstorbenen polnischen Spieler Lukasz Byczkowski gab.

Alle Ergebnisse und Endstände können unter folgendem Link eingesehen werden: https://gameresultsonline.com/bscprague/bsc-prague-showdown-cup-2023