Vilnius 2024: Samoray und Zilian führen gutes deutsches Gesamtergebnis an
Geschrieben von Kevin Barth
Vom 30. Mai bis zum 2. Juni fand im litauischen Vilnius das jährliche Weltranglistenturnier statt. Aus deutscher Sicht nahmen drei Spielerinnen, vier Spieler und drei Coaches bzw. Begleitpersonen teil. Weil die Flugverbindungen nicht überall die besten waren, reisten zwei davon bereits einen Tag früher an und konnten sich vor Ort in Ruhe akklimatisieren. Das Hotel, in dem gewohnt und gespielt wurde, lag wie in den vergangenen Jahren nur gut zehn Minuten vom Flughafen entfernt und auch in die Innenstadt von Vilnius war es nicht weit. Das wurde auch mehrfach für den ein oder anderen Einkaufsbummel oder eine Tour zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten genutzt.
Die Spiele fanden auf fünf tschechischen Platten statt. Bereits bei der Materialkontrolle am Donnerstagabend fiel auf, dass sich die Oberfläche zweier neuer Platten deutlich rauer anfühlte, als man es sonst gewohnt ist. Schnell wurde klar, dass bei diesen beiden Platten unter anderem auch der Abstand zwischen Mittelbrett und Tisch nicht stimmte, oder die Maße des Griffbretts anders waren. In den kommenden Tagen sollte sich herausstellen, dass die Stabilität der Beine ebenfalls ihre Schwächen hatte. Weil es aber auf die schnelle keine Alternativen gab, wurde das Turnier mit diesen Spieltischen ausgetragen.
Am ersten Tag waren 25 Minuten pro Spiel angesetzt. Wie schon bei vielen anderen internationalen Turnieren zuvor wurde schnell klar, dass das nicht ausreichen würde. Gerade in der zweiten Hälfte des Tages führte das zu heftigen Verschiebungen. Am Abend war man fast zwei Stunden hinter dem Zeitplan und die letzten Spiele gingen erst gegen 21:45 Uhr Ortszeit zu Ende. Das machte eine wirkliche Vorbereitung auf ein Spiel mit entsprechendem Fokus auf den Punkt beinahe unmöglich. So wurde die Hotellobby mit ihren gemütlichen Sitzmöglichkeiten zu einem regelmäßigen Treffpunkt für die deutsche Delegation. Am Samstag kehrten die Organisatoren zur üblichen Spielzeit (30 Minuten über zwei Gewinnsätze, 45 über drei Gewinnsätze) zurück und es lief deutlich entspannter.
Die insgesamt 17 teilnehmenden Damen wurden zunächst in vier Gruppen eingeteilt. Die besten zwei jeder Gruppe erreichten das Viertelfinale. Das beste deutsche Ergebnis fuhr Antje Samoray ein, die gerade erst von einer Verletzung genesen war und am Ende sechste wurde. In der Vorrunde gewann sie zwei ihrer drei Spiele jeweils über drei Sätze und holte dabei im ersten einen größeren Rückstand auf. Die Berlinerin trotzte der Tatsache, dass diese Partien allesamt im Spielraum mit den schlechtesten Bedingungen stattfanden: Ein gläserner Bau außerhalb des Hotels, der sich sehr schnell aufheizte und einen ziemlichen Nachhall hatte. Im Viertelfinale gegen die Überspielerin Hanna Vilmi konnte Samoray nur einen Satz knapp gestalten und spielte anschließend um die Plätze Fünf bis Acht. Dort bezwang sie zunächst Weronika Szynal in zwei Sätzen und unterlag zum Schluss Katarzyna Pietruszynska knapp in drei Sätzen. Aufgrund der schon angesprochenen Verletzung und außerdem nur wenig Training war sie am Ende durchaus zufrieden.
Für Bettina Steffan sprang Platz Zehn heraus. In der Vorrunde kam es für die neue deutsche Meisterin direkt wieder zur Neuauflage des A-Divisions-Endspiels, das sie erneut gegen Eli Osewald für sich entschied. Außerdem bereitete sie der späteren Finalistin Elvina Vidot einen Satz lang Kopfzerbrechen. Hart umkämpft waren die Spiele in der zweiten Gruppenphase: Iva Karaskova wurde in drei Sätzen niedergerungen, Marketa Trncakova hatte in zwei Durchgängen hauchdünn das Nachsehen. Zum Schluss erwies sich Mai-Li De Raeymaeker als etwas zu stark.
Für Eli Osewald gab es den 16. Platz, der aber keinesfalls den Turnierverlauf wiederspiegelt. In der ersten Gruppenphase unterlag die Frankfurterin beispielsweise Sara Fappani zwar in zwei Sätzen, doch hier lediglich mit zwei bzw. drei Punkten Abstand. Auch in der zweiten Runde hätte es gegen die erfahrene Polin Agnieszka Bardzik in den dritten Satz gehen können. Im Duell mit Janine Keller triumphierte Osewald klar, musste sich zum Schluss aber Pauline Eilers in der Verlängerung des dritten Durchgangs beugen.
Die 32 Herren spielten zunächst in acht Vierergruppen und anschließend in einer weiteren Gruppenphase, bevor die K.O.-Spiele folgten. Damit hatten die Männer im Schnitt drei Spiele mehr als die Frauen, was durchaus anders hätte gelöst werden können. Dominik Zilian setzte seinen Aufstieg fort und landete schlussendlich auf Position 13. Und das obwohl der Hamburger alles andere als rosige Voraussetzungen hatte: Durch verschiedene Komplikationen kam er erst rund acht Stunden vor seinem ersten Spiel im Hotel an. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, seine Gruppe ungeschlagen zu gewinnen und dabei zwei Spieler hinter sich zu lassen, die unter den ersten 20 in der Weltrangliste stehen. In der Zwischenrunde landete er einen weiteren Erfolg und es fehlte nicht viel, um auch den ehemaligen Europameister Olli Kytoviita in die Schranken zu weisen und damit ins Viertelfinale einzuziehen. Da Zilian noch in zwei der nächsten drei Matches siegreich war, darunter gegen den erfahrenen Slowaken Stefan Marcin, konnte er am Ende ein wirklich erfreuliches Resultat einstreichen.
Nach 15 Monaten internationaler Turnierpause wurde es für Kevin Barth Rang 22. In der Vorrunde ließ er den Finnen Juha Oikarainen in drei Sätzen hinter sich und holte im entscheidenden Durchgang einen 1:6-Rückstand auf. Nach einer unglücklichen Zwischenrunde, in der mindestens ein Erfolg möglich gewesen wäre, war auch der Belgier Jelle Stuer knapp der bessere. Dafür gewann der Dortmunder ein gutes Spiel gegen Landsmann Christoph Niehaus, auch wenn er diesmal im dritten Satz nach klarer Führung noch mal zittern musste. Eine Niederlage im Duell mit Jyri Gronlund rundete das Wochenende ab und gab viele Erkenntnisse für zukünftige wieder regelmäßigere internationale Teilnahmen.
Unmittelbar dahinter reihte sich Christoph Niehaus als 23. ein. Der Marburger hatte das Pech, dass er zwar zwei seiner drei Partien in der ersten Gruppenphase gewann, aber das trotzdem nicht für die Runde der ersten 16 reichte. In der zweiten Runde besiegte er den Bulgaren Hakan Osman dank eines sehr hilfreichen Ratschlags von Coach Birgit Vogt, der zweite Satz ging hier mit 15:13 an ihn. Dieses Aufeinandertreffen gab es auch ganz zum Schluss noch einmal und wieder hatte Niehaus in drei Sätzen die Nase vorne.
Auch Andreas Schmitz sammelte auf Platz 28 noch zwölf Weltranglistenpunkte. In den ersten drei Spielen blieb er noch ohne Sieg. Danach bezwang er allerdings Martins Allis nach Rückstand und auch gegen Luciano Florio fehlte nicht viel. Bei den Platzierungsspielen erwies sich der Leiter des Standorts Dortmund im Duell mit Fabrizio Palumbo als taktisch deutlich besser und verdiente sich einen Erfolg in zwei Sätzen. Auch wenn schlussendlich noch zwei Niederlagen folgten, stand Schmitz stets mit Freude an der Platte und genoss sichtlich die verschiedenen Herausforderungen.
Bei den Damen ging der Turniersieg an Hanna Vilmi, die im Endspiel Elvina Vidot nach 0:2-Satzrückstand noch abfing. Bei den Herren gewann Adrian Sloninka in drei Sätzen gegen seinen Landsmann Krystian Kisiel. Am Sonntagmorgen begann bereits um 04:40 Uhr die Abreise des ersten deutschen Teilnehmers. Am späten Nachmittag waren dann alle wieder wohlbehalten zu Hause angekommen. Ein großer Dank geht an die Coaches/Begleitpersonen Birgit Vogt, Benjamin Samoray und Felix Koop.
Spielergebnisse unter: https://www.gameresultsonline.com