Die deutsche Delegation, bestehend aus der Dortmunderin Sabrina Schmitz, dem Marburger Thade Rosenfeldt sowie den Kasselern Birgit Riester, Deniz Kürtoglu und Stefan Collet reiste am 3.10.2017 nach Schweden zur 5. Weltmeisterschaft im Showdown bzw. Tischball für Blinde. Begleitet wurden sie von der Kasseler Trainerin Birgit Vogt und dem 19-jährigen Sohn von Riester namens Matthis.
Auf sechs Platten spielten dort 18 Damen und 31 Herren aus 13 Nationen um die Medaillen. Nachdem am Mittwoch die Augenuntersuchungen für die Klassifizierung und die Materialkontrolle stattgefunden hatte, stand fest, dass alle angereisten Spieler und Spielerinnen startberechtigt waren und die WM konnte am Abend offiziell eröffnet werden.
Am Donnerstag begannen dann die Spiele der Gruppen im Einzel der Damen und Herren.
Die Herren wurden zunächst in sieben Vierer- und eine Dreiergruppe aufgeteilt.
Rosenfeldt, der amtierende deutsche Meister schlug in der ersten Gruppe den Schweden Kevin Kjelldahl und den Dänen Sören Uhrenholt jeweils deutlich in zwei Sätzen bevor er sein drittes Gruppenspiel gegen den Polen Adrian Sloninka knapp im dritten Satz mit 10:12 verlor. Als Gruppenzweiter qualifizierte er sich für die nächste Runde.
Die Gruppeneinteilung nach Weltranglistenpunkten führte dazu, dass die Vereinskollegen Kürtoglu und Collet zusammen in gruppe E spielten. Collet, der in den letzten Jahren an keinem internationalen Turnier teilgenommen hatte, verlor alle Gruppenspiele, wobei er dem Slowaken Dusan Milo einen Satz abnehmen konnte. Auch Kürtoglu startete mit einer Niederlage gegen den Dänen Brian Winter-Knudsen in das Turnier, konnte dann aber gegen Collet und Milo punkten. Die Entscheidung um die begehrten vorderen Plätze fiel bei Punkt- und Satzgleichheit der ersten drei Spieler durch das Torverhältnis. Hierbei verpasste Kürtoglu knapp den Einzug in die nächste Runde und spielte nun um die Plätze 17 bis 24 mit den anderen Drittplatzierten weiter. Collet kämpfte um die Plätze 25 bis 31.
von links nach rechts: Sabrina Schmitz, Birgit Riester, Thade Rosenfeldt, Stefan Collet, Deniz Kürtoglu
vorne: Trainerin Birgit Vogt
Die Damen spielten in zwei Fünfer- und zwei Vierergruppen. Die deutsche Meisterin Riester gewann gegen die Belgierin Emily Leeman und die Slowakin Kristina Cesnakova deutlich, verlor aber gegen die Weltranglistenzweite Pesari aus Finnland in drei Sätzen. Das Entscheidungsspiel um den zweiten Platz in dieser Gruppe verlief sehr spannend. Nachdem Riester den ersten Satz mit 17:14 nach mehrfacher Führung der Litauerin Oksana Dobrovoldskaja für sich entscheiden konnte, verlor sie den zweiten Satz deutlich mit 1:11. Im dritten Satz fand sie jedoch durch gute Hinweise ihrer Trainerin Birgit Vogt die Schwäche der Litauerin und konnte das Spiel mit 11:3 gewinnen. Als Gruppenzweite zog sie zum ersten Mal bei einem internationalen Turnier in die Runde der besten 8 Damen ein.
Sabrina Schmitz gewann in ihrer Fünfer-Gruppe die Spiele gegen die Schwedin Elvira Sjöblom und die Tschechin Martina Visnanska souverän in zwei Sätzen. Gegen die Weltranglistenerste Elzbieta Mielczarek und die Dänin Anja Svendsen verlor sie. Da die Schwedin jedoch die Dänin schlug entschied auch hier das Torverhältnis, wer nach Mielczarek den zweiten Platz der Gruppe belegte. Diesmal lag das Glück jedoch auf Seiten der Deutschen und auch Schmitz qualifizierte sich für die Runde der ersten acht Spielerinnen.
Am Freitag gingen die Wettkämpfe mit den Zwischenrunden weiter.
Rosenfeldt traf in seiner Runde auf die Finnen Juha Oikarainen und Jouni Viitamäki sowie den Tschechen Ondrej Kodet. Die Finnen überraschten Rosenfeldt mit ihrem angriffstarken Spiel und er verlor beide Spiele deutlich. Der Zweisatzsieg gegen Kodet sicherte ihm jedoch den dritten Gruppenplatz und damit im weiteren einen Platz zwischen 9 und 12.
Für Kürtoglu ging es in seiner Vierergruppe weiter gegen den Russen Dmitrii Smetanin und den Letten Raimonds Briezkalns sowie den Schweden Christoffer Örnevik. Sowohl gegen den Russen als auch gegen den Letten bewies Kürtoglu Nervenstärke bei einem Gleichstand kurz vor der Entscheidung im dritten Satz und traf jeweils das Tor seines Gegners. Obwohl er das dritte Gruppenspiel gegen Örnevik in drei Sätzen verlor wurde er erster seiner Gruppe und spielte am Samstag um Platz 17.
Collet traf in der nächsten Runde auf Thomas Myslivecek aus Tschechien und den Belgier Joris Verhulst, welche er beide bezwingen konnte. Gegen den Russen Artur Samoylov verlor er allerdings torlos in zwei Sätzen mit 1:11; 1:11.
Bei den Damen wurden am Freitag die besten acht Spielerinnen in zwei Vierergruppen aufgeteilt um die Paarungen der Viertelfinale auszuspielen.
Riester musste gegen die Weltranglistenerste Elzbieta Mielczarek aus Polen und die amtierende Europameisterin Hanna Villmi sowie die Slowenin Tanja Oranic an den Start. Gegen Mielczarek und Villmi war Riester chancenlos. Gegen Oranic konnte sie aber in zwei Sätzen gewinnen, wobei Oranic kein gutes Spiel zeigte und Riester das Spiel weitgehend überließ.
Schmitz traf auf Jaana Pesari aus Finnland, Nicky Corstanje aus den Niederlanden und Sanja Kos aus Slowenien. Gegen Corstanje und Kos konnte Schmitz zwar jeweils einen Satz gewinnen, musste sich aber dann doch in allen drei Spielen geschlagen geben.
Am Samstag ging es mit den Viertelfinales weiter. Riester trat als Drittplatzierte ihrer Gruppe gegen die Gruppenzweite Pesari aus der anderen Gruppe an. In der Vorrunde konnte Riester die Finnin noch mit ihrer Spielweise überraschen und den ersten Satz abnehmen, jetzt aber kannte die routinierte Spielerin die Deutsche und konnte sie leicht in drei Gewinnsätzen schlagen.
Auch Schmitz, die als letzte ihrer Gruppe gegen die Gruppensiegerin der anderen Gruppe Elzbieta Mielczarek spielen durfte, wurde klar in drei Sätzen geschlagen. Beide Damen spielten nun um die Plätze 5 bis 8 und traten auch gleich im nächsten Spiel gegeneinander an. Bei Riester war nun so langsam die Kondition und Konzentration am Ende. Die international erfahrenere Schmitz gewann den ersten Satz 11:0, da Riester einfach zu langsam in der Abwehr war. Zwar nahm diese sich im zweiten Satz noch einmal zusammen und kämpfte sich nach einer Führung von Schmitz auf ein 10:10 heran, fing dann aber noch wieder einen Ball nicht rechtzeitig ab und verlor somit auch den zweiten Satz.
Im Spiel um Platz 7 verlor sie am Samstag dann auch noch gegen die Slowenin Oranic, die deutlich stärker spielte als am Vortag und erreichte somit in der Gesamtwertung den 8. Platz.
Auch Schmitz verlor dann das Spiel um Platz fünf gegen die Slowenin Kos und erreichte damit den 6. Platz in der Gesamtwertung.
Sowohl Schmitz als auch Riester konnten sich gegenüber der Europameisterschaft 2016, wo Schmitz Platz 14 und Riester Platz 15 erreichte erfreulich steigern.
Bei den Herren verlor Kürtoglu das Platzierungsspiel gegen Pavol Kubosko aus der Slowakei deutlich in zwei Sätzen und belegte damit einen guten 18. Platz.
Collet gewann sein Platzierungsspiel gegen den Dänen Uhrenholt in drei Sätzen und belegte damit den 27. Platz.
Rosenfeldt hatte am Samstag noch zwei Platzierungsspiele. Zuerst traf er auf den Letten Ziedonis Mazur, welcher wie er ebenfalls Linkshänder ist. Zunächst merkte man Rosenfeldt nun auch die Anstrengungen der Tage an. In Deutschland so gut wie unschlagbar, war er bei der ersten WM-Teilnahme doch schwer beeindruckt von der Geschwindigkeit und der kraftvollen Spielweise so manchen Spielers. Nachdem er den ersten Satz deutlich mit 3:11 verloren hatte, konnte er seine Nervosität doch wieder in den Griff bekommen und mit Hilfe von Schmitz, die ihn engagiert als Coach motivierte die nächsten zwei Sätze für sich entscheiden.
Auch das nächste Spiel gegen den Esten Alisher Hozhanijazov gewann Rosenfeldt und belegte am Ende einen großartigen 9. Platz.
Im Halbfinale der Damen trat die Polin Mielczarek gegen die Finnin Pesari an, verlor jedoch deutlich in drei Gewinnsätzen. Noch deutlicher verlor Nicky Korstanje gegen die Finnin Hanna Vilmi. Lediglich einen Ball konnte sie in Vilmis Tor platzieren.
Das Finale der Damen wurde somit zwischen den beiden finnischen Damen entschieden. Hierbei zeigte Vilmi erneut ihr überragendes Können und schlug Pesari ebenfalls in drei Gewinnsätzen mühelos. Die Bronzemedaille holte sich Mielczarek durch einen Sieg ohne Satzverlust gegen Corstanje.
Im Halbfinale der Herren besiegte der Weltranglistenerste Peter Zidar aus Slowenien den Polen Adrian Sloninka in drei Gewinnsätzen. Das zweite Halbfinale konnte der Pole Krystian Kisiel gegen den Finnen Ari Lahtinnen für sich entscheiden.
Alle erwarteten nun im Finale einen deutlichen Sieg von Zidar, der in diesem und im letzten Jahr jedes Turnier gewonnen hat. Überraschend gewann jedoch der Pole Kisiel die ersten beiden Sätze und führte auch im dritten Satz mit 6:5. Knapp vor der ersten Niederlage seit langem, nahm Zidar jedoch noch einmal alle seine Kräfte zusammen und entschied den dritten Satz für sich. Auch den vierten und fünften Satz holte sich der Slowene und gewann damit doch erwartungsgemäß die Goldmedaille. Das Spiel um Platz 3 gewann Sloninka gegen Lahtinnen.
Beim Team-Wettkampf traten elf Nationen an. Bei einem Teamspiel wechseln sich drei Personen von denen jeweils mindestens eine Frau und ein Mann sein muss, nach drei Aufschlägen an der Platte ab. Nachdem die Delegation aus Italien kurzfristig absagte, musste Deutschland in der Vorrunde nur gegen die Slowakei antreten. Collet, Rosenfeldt und Schmitz besiegten in einem sehr engen Spiel die Slowakei knapp mit 33:31, nachdem beim Stand von 31:31 der Aufschlag des slowakischen Spielers ohne Rosenfeldts Berührung in sein eigenes Tor zurückprallte. Die Überraschung war perfekt: Deutschland stand als Gruppenerste im Viertelfinale gegen Lettland.
Nach zunächst ausgeglichenem Spiel kassierte Riester einige Tore, sodass sie mit einem Spielstand von 23:29 an Rosenfeldt übergab. Dieser vollbrachte am Rande der Niederlage eine Glanzleistung und erzielte vier Tore nacheinander, sodass Deutschland die erforderlichen 31 Punkte zum Sieg erreichte. Dank Rosenfeldts Nervenstärke stand Deutschland nun im Halbfinale gegen die starken Finnen. Immerhin erreichte das Team gegen Finnland 16 Punkte, musste sich aber dann doch geschlagen geben. Auch im Spiel um Platz drei verlor die deutsche Delegation und erreichte somit den 4. Platz in der Teamwertung hinter den großen Showdown-Nationen Polen, Finnland und Slowenien.
Ein tolles Mannschaftsergebnis!
Hier die Platzierungen des Siegertreppchens und der Deutschen im Überblick. Alle weiteren Spielergebnisse sind unter dem Link www.radiohaninge.se unter dem Stichwort WC Showdown zu finden.
Herren:
1. Peter Zidar (Slowenien)
2. Krystian Kisiel (Polen)
3. Adrian Sloninka (Polen)
9. Thade Rosenfeldt (Marburg)
18. Deniz Kürtoglu (Kassel)
27. Stefan Collet (Kassel)
Damen:
1. Hanna Vilmi (Finnland)
2. Jana Pesari (Finnland)
3. Elzbieta Mielczarek (Polen)
6. Sabrina Schmitz (Dortmund)
8. Birgit Riester (Kassel)
Team:
1. Polen
2. Finnland
3. Slowenien
4. Deutschland