geschrieben von Kevin Barth
Vom 17. bis 19. Januar fanden zum bereits zehnten Mal die Pajulahti Games im finnischen Nastola statt. Eine kleine deutsche Delegation bestehend aus vier Damen, fünf Herren und drei Begleitpersonen machte sich auf den Weg nach Nordeuropa. Vor Ort wurde festgestellt, dass erstmals kein Schnee um diese Jahreszeit liegt. Gespielt wurde auf sechs tschechischen Platten mit niederländischen Bällen. Zweifellos am erfolgreichsten von allen war Sabrina Schmitz.
DAMEN | Die 14 anwesenden Frauen wurden in zwei Gruppen eingeteilt, wobei die besten vier jeder Gruppe ins Viertelfinale einzogen. Schmitz tat sich in ihrem ersten Match gegen Rita Dütsch noch etwas schwer und siegte am Ende knapp in drei Sätzen. An dieser Stelle soll aber auch Anerkennung für die gute Leistung ihrer schweizer Gegnerin ausgesprochen werden. Hart umkämpft war auch der Erfolg in zwei Sätzen über Tatyana Kovtunenko, in der Schmitz schon mehr Fahrt aufnahm. Ahn Min-Sun brachte der Dortmunderin die erste Niederlage bei. Die Partie war geprägt von langen Ballwechseln sowie einer starken Verteidigung der Spielerin aus Südkorea und dauerte gut 45 Minuten. Am Ende ging der dritte Satz verloren, wobei Schmitz im entscheidenden Moment auf ihren Coach verzichten musste, der selbst ein Spiel zu absolvieren hatte.
Souverän löste das Geburtstagskind seine nächste Aufgabe Helma van der Boom, bevor sie zum Abschluss des ersten Tages der Weltklassespielerin Jaana Pesari unterlag. Ihr nächstes Duell mit Landsfrau Bettina Steffan startete mit einem verlorenen ersten Satz, doch Schmitz konnte die Partie noch drehen und damit den Einzug ins Viertelfinale sichern. Zum Abschluss der Vorrunde folgte ihre Beste Turnierleistung, die in einem hart errungenen Erfolg in zwei Sätzen gegen Piera Folino gipfelte (11:9, 12:9). So kam es zum deutschen Viertelfinale zwischen der mehrfachen deutschen Vizemeisterin und der ehemaligen Titelträgerin Birgit Riester. Der erste Durchgang ging an Riester, der dabei vier Longline-Tore gelangen (11:7). Im zweiten erhöhte Schmitz ihre Trefferquote und glich aus (13:10) und auch im dritten ging bis zu einer 10:3 Führung alles in ihre Richtung. Ein Eigentor und zwei Fehlerpunkte durch einen Finger der Nicht-Schlaghand im Feld ließen den Vorsprung schrumpfen, doch letztendlich konnte Schmitz den Durchgang noch zu ihren Gunsten entscheiden (12:7). Im vierten Satz hatte die amtierende Siegerin der Para Games erneut die bessere Linie, während bei Riester auch die Kräfte schwanden. Dafür versuchte sie es mit ein paar eher unkonventionellen Aktionen, um einen Überraschungsmoment zu schaffen. Schmitz hatte jedoch alles im Griff und fuhr den Sieg mit 11:4 trotz einem zweiten Eigentor nach Hause.
So stand sie erstmals im Halbfinale eines Weltranglistenturniers und bekam es dort mit Ausnahmekönnerin Hanna Vilmi zu tun. Die Finnin wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und konnte auch nach 1:6 Rückstand im dritten Satz noch einmal einen Gang höherschalten (11:3, 11:2, 11:7). Im Spiel um Platz Drei verkaufte sich Schmitz sehr teuer, musste sich aber Oksana Dobrovolskaja geschlagen geben (2:11, 11:8, 10:12, 7:11). Dabei hielt die 35-jährige vor allem ab dem zweiten Durchgang stark dagegen und brachte Dobrovolskaja auch mit gut gewählten Tempowechseln immer wieder in Bedrängnis. Am Ende fehlten Kleinigkeiten, um das Match in eine andere Richtung zu lenken. Dieser vierte Rang ist zweifellos ein Ausrufezeichen von Schmitz und zeigt, dass sie auch nach dem ein oder anderen unglücklichen Ergebnis in 2019 weiter auf dem richtigen Weg ist.
Birgit Riester landete auf dem achten Platz. Sie besiegte Andrea Rippich in zwei Sätzen und kämpfte in ihrer zweiten Partie Tiia Innos in drei Durchgängen nieder. Nicht viel zu holen gab es gegen Oksana Dobrovolskaja und ebenso wenig beim Aufeinandertreffen mit Hanna Vilmi. Umso besser war dann die Vorstellung der Kasselerin gegen Sonja Tranchina, die nach diesem Turnier auf Position Acht der Weltrangliste geführt wird (11:1, 12:2). Gegen Sabrina Schmitz unter den letzten Acht war der Auftakt vielversprechend, doch am Ende war die Landsfrau sowohl konditionell als auch spielerisch im Vorteil. Letztendlich rächte sich der knapp verlorene zweite Satz. Etwas zu stark erwies sich auch in der Platzierungsrunde Aan Min-Sun (7:11, 3:12). Im Spiel um Platz Sieben dominierte die ehemalige deutsche Meisterin den ersten Satz, gab das Match dann allerdings doch noch an Piera Folino ab (11:1, 3:11, 6:12).
Rang Zehn wurde es für Bettina Steffan. Sie behauptete sich zunächst gegen Helma van der Boom, scheiterte dann jedoch knapp an Aan Min-Sun (8:11, 9:12). Es folgte ein Triumph über Rita Dütsch, die aber auch Steffan das Leben schwer machte. Tatyana Kovtunenko erwies sich als noch stärker und siegte in drei hart umkämpften Sätzen (11:7, 10:12, 11:7). Gegen Piera Folino gestaltete die Hessin den ersten Durchgang offen, blieb aber auch hier ohne Sieg. Die knappe Niederlage gegen Sabrina Schmitz bedeutete, dass das Viertelfinale nicht mehr zu erreichen war. Auch die favorisierte Jaana Pesari konnte Steffan nicht stoppen, behielt in ihrem ersten Platzierungsspiel aber klar gegen Tiia Innos die Oberhand (11:3, 11:5). Im Spiel um Platz Neun kam es erneut zum Duell mit Tatyana Kovtunenko und wieder hatte die Kontrahentin das bessere Ende (11:8, 11:6).
Andrea Rippich rangierte in der Ergebnisliste auf dem zwölften Platz. Auch wenn sie keinen Sieg einfahren konnte war die Marburgerin mit sich zufrieden. Sie konnte all ihren Gegnerinnen Punkte abnehmen und war besonders in einem Satz gegen Birgit Riester gut unterwegs. Auch gegen die große Hanna Vilmi erzielte sie in einem Durchgang fünf Punkte. In ihrem Platzierungsspiel kam Rippich leider nicht an Tiia Innos vorbei. Beim Turnier in Prag wird sich ihr die nächste Chance bieten.
HERREN | Die 39 Herren wurden in acht Gruppen aufgeteilt und es galt, unter die ersten zwei zu kommen, um noch für die Plätze 1 bis 16 im Rennen zu sein. Christoph Niehaus erzielte mit Platz 20 das beste deutsche Ergebnis und verbesserte sich auch zum Vorjahr um drei Positionen. Nach einer deutlichen Auftaktniederlage ohne eigenes Tor gegen Michael Lapaz machte er Stefan Marcin zumindest einen Durchgang lang das Leben schwer. Der erste Sieg kam gegen Tatu Lattu, gegen den Niehaus die Vorgaben seines Coaches sehr gut umsetzte. Zum Abschluss der Gruppenphase ließ der Aufstiegskandidat für die A-Division seinen Zimmerkollegen Kevin Barth ebenfalls in zwei Sätzen hinter sich, wobei vor allem der erste eng verlief. Im Kampf um die Plätze 17 bis 24 kassierte Niehaus zunächst eine unglückliche Niederlage gegen Igor Balitskii, der einige Punkte durch Aus-Bälle erzwang. Tomas Rys dominierte der Mittelhesse zwei Sätze lang, ließ zwischenzeitlich allerdings den 1:1 Ausgleich zu, bevor wieder erfolgreich Dampf gemacht wurde. In drei Sätzen hatte Niehaus auch gegen Robert Glojnaric das bessere Ende für sich und blieb damit gegen Landsleute ungeschlagen. Schwierig war dann das Spiel um Platz 19, in dem vor allem im zweiten Satz nicht viel ging und Thomas Myslivecek der Vortritt gelassen werden musste.
Rang 22 verzeichnete Robert Glojnaric, wobei ihm hier vor allem eine starke Gruppe einen potentiell besseren Platz zu Nichte machte. Nach dem ersten Sieg gegen Paavo Tulisalo war Matthieu Juglar etwas zu stark und triumphierte in zwei Sätzen. Daraufhin beherrschte der Neu-Düsseldorfer seinen Landsmann Andreas Schmitz, was sich auch im deutlichen Resultat wiederspiegelt. Dem späteren Drittplatzierten Alisher Hoshanijazov lieferte Glojnaric einen schönen Fight, aber unterlag dennoch in zwei Sätzen. Die zweite Gruppenphase wurde mit einem Triumph über Tomas Rys eröffnet, ehe das nächste Spiel knapp an Igor Balitskii abgegeben werden musste. Auch gegen Christoph Niehaus und Benjamin Levicek hatte Glojnaric nicht das bessere Ende für sich. Diese Platzierung bringt dennoch 27 Punkte für die Weltrangliste.
Eine persönliche Bestleistung war Platz 23 für Antonio Michienzi. Zunächst musste er sich zwar Mark Sommer und Jouni Viitamäki beugen, war aber gerade gegen den letztgenannten Finnen in einem Durchgang nah dran. Josef Kaplan hatte dem Marburger nicht viel entgegenzusetzen und gegen Marc De Montlivault behielt er in einem spannenden dritten Satz die Nerven und holte sich auch diese Partie (11:4, 6:11, 12:10). Ladislav Brada, Benjamin Levizek und Thomas Myslivezek ermöglichten Michienzi in der Zwischenrunde keinen Satzgewinn. Dafür entschied er sein letztes Spiel des Turniers gegen Tomas Rys in zwei Sätzen für sich und kann zufrieden auf die kommenden Wettkämpfe schauen.
Ein gewisses Lospech ereilte Andreas Schmitz, der als 30. noch die aller letzten Weltranglistenpunkte einsackte. In seiner Vorrundengruppe hatte er drei starke Spieler, wobei einer im letzten Jahr kaum Turniere absolviert hatte und deshalb im Ranking hinter ihm platziert war. Matthieu Juglar, Alisher Hoshanijazov und Robert Glojnaric besiegten den Dortmunder allesamt, wobei gegen Juglar der zweite Satz lange eng war. Dafür erkannte Schmitz sehr genau die Schwachstellen vom erst 13-jährigen Paavo Tulisalo und setzte sich entsprechend glatt durch. Im Duell mit Stefan Heuker knüpfte er in der nächsten Runde mit einem knappen Zweisatz-Sieg daran an, kassierte aber von Simon Rejtar nach 1:0 Satzführung und Vorsprung im zweiten Satz wieder einen Dämpfer. Tatu Lattu und Vaclav Krychtalek sorgten für weitere klare Niederlagen des DM-zehnten, der insgesamt mit gemischten Gefühlen die Heimreise antrat.
Ein wenig mehr erhofft hatte sich auch Kevin Barth, der auf Rang 33 ins Ziel kam. In der Vorrunde gewann der amtierende WM-Teilnehmer kein Spiel, wobei gegen Tatu Lattu mehr möglich gewesen wäre. Außerdem führte er gegen Michael Lapaz, die neue Nummer 15 der Welt mit 1:0 Sätzen und lag auch schon im zweiten mit 10:6 vorne, ehe er doch noch das Comeback des Kontrahenten hinnehmen musste. Die Niederlage gegen Christoph Niehaus beinhaltete ebenfalls einen eng verlaufenen Durchgang. In der Platzierungsrunde folgten drei gewonnene Matches gegen Josef Stöckli, Jaakko Tulisalo und Jung Iuw-Sok, wobei vor allem das Duell mit Iuw-Sok sehr taktisch geprägt war und ein Rückstand aufgeholt werden musste. Das finale Platzierungsspiel ging ebenfalls an Barth, der dafür Paavo Tulisalo in zwei Sätzen ausschaltete (11:7, 11:6).
Hier noch die Platzierungen der Top-Three in beiden Kategorien und außerdem die deutschen Ergebnisse auf einen Blick:
Damen
1. Hanna Vilmi (Finnland)
2. Jaana Pesari (Finnland)
3. Oksana Dobrovolskaja (Russland)
4. Sabrina Schmitz (Dortmund)
8. Birgit Riester (Kassel)
10. Bettina Steffan (Kassel)
12. Andrea Rippich (Marburg)
Herren
1. Vladimir Poliakov (Russland)
2. Teemu Ruohonen (Finnland)
3. Alisher Hoshanijazov (Estland)
20. Christoph Niehaus (Marburg)
22. Robert Glojnaric (Düsseldorf)
23. Antonio Michienzi (Marburg)
30. Andreas Schmitz (Dortmund)
33. Kevin Barth (Dortmund)