Antje Samoray holt Silber – Deutsche Mannschaft in Teamwertung Bronze
geschrieben von Bianka Scharpenberg
Nachdem die letzte Showdown-EM bereits in 2018 stattfand, weil 2020 pandemiebedingt dieser Wettkampf entfallen musste, sollte nach Vorgabe der IBSA die Europameisterschaft auf jeden Fall wieder in 2022 ausgetragen werden. Die französische Handisport-Föderation in Kooperation mit der US-Metro organisierte erstmals die European Championships in Antony, einem Ort südlich von Paris. Die diesbezügliche Einladung wurde nicht wie üblich per Mail an die Nationen verschickt, sondern zufälliger Weise auf der IBSA-Homepage Mitte Oktober entdeckt. Bereits 2 Wochen später sollten jeweils bis zu vier Damen und vier Herren jeder Nation zur EM angemeldet sein. In der Woche vom 12. bis 18. Dezember 2022 kämpften 19 Damen und 29 Herren aus zwölf Nationen um den begehrten Titel bzw. eine gute Platzierung für die entsprechenden Weltranglistenpunkte. Das Turnier war nach Kategorie fünf bewertet, so dass der 1. Platz mit 500 Punkten belohnt wurde.
Mitte Dezember machten sich also vier deutsche Damen und drei Herren auf den Weg nach Antony, bei Paris. Bei den Damen fuhren mit Birgit Riester, Bettina Steffan, Sabrina Schmitz und Antje Samoray, ausschließlich international erfahrene Spielerinnen zur EM. Die Herren Mohammed Taher Alharari, Manfred Scharpenberg und Patrick Walterscheidt hingegen nahmen erstmalig an einer Europameisterschaft teil. Der Vierte im Bunde, Martin Osewald, musste leider seine Teilnahme krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Somit war die deutsche Delegation mit 7 Teilnehmenden und 7 Coaches/Begleitpersonen am Start, um sich in Einzel- und Team-Spielen mit den stärksten Spielerinnen und Spielern Europas zu messen.
Nachdem im Vorfeld am Dienstag und Mittwoch die Klassifikation durch zertifizierte Augenärzte erfolgen musste, konnte der Wettkampf am 15.12. beginnen.
Damen: Die 19 Damen starteten die Vorrunde verteilt auf fünf Dreier- und eine Vierergruppe. Schmitz und Samoray trafen bereits hier aufeinander. Nachdem Schmitz sich gegen Oksana Dobrovolskaja (Litauen) in drei Sätzen behauptete, Samoray aber gegen die Litauerin in zwei Sätzen verlor, kam es entscheidend auf das innerdeutsche Derby an. Die deutsche Meisterin musste in zwei Sätzen gegen Schmitz gewinnen, bei Abgabe auch nur eines Satzes hätte sie als Gruppendritte höchstens noch Platz 13 erreichen können. Mit 12:9; 11:8 behielt Samoray jedoch die Nerven und zog in die Gruppe der besten 12 ein. Als Gruppendritte konnte Schmitz ihr gestecktes Ziel, sich unter die ersten zwölf Teilnehmerinnen zu platzieren, nicht mehr erreichen. Insgesamt erkämpfte sie sich in nur drei weiteren Spielen mit zwei Siegen den 15. Platz.
Samoray ging ins Turnier mit dem Ziel, das Viertelfinale erreichen zu wollen. Das Spielerinnenfeld schätzte sie als sehr stark ein. Nachdem sie die Vorrunde knapp erfolgreich absolviert hatte, zog sie mit drei Siegen und zwei Niederlagen in der zweiten Runde in das Viertelfinale ein. Dort besiegte sie Piera Folino mit 3:1 Sätzen. Den Einzug ins Finale gegen Hanna Vilmi aus Finnland sicherte sie sich durch einen weiteren Sieg gegen Graziana Mauro. Im Finale zeigte jedoch die Favoritin Vilmi ihr Können und siegte in drei Sätzen. Als Vize-Europameisterin kehrte Samoray sehr zufrieden nach Deutschland zurück.
Steffan, als älteste Teilnehmerin ins Turnier gestartet, verließ die Vorrunde sehr erfolgreich als Gruppenerste. Ihre fünf Gegnerinnen setzten sie anschließend in der Runde der besten 12 mit schnellen Ballwechseln ordentlich unter Druck. Gegen die Polin Agnieska Bardzik erzielte sie einen Sieg und hielt gegen die anderen teilweise gut mit. Sie erreichte mit Platz 12 das selbstgesteckte Ziel.
Auch Riester startete in ihrer Dreiergruppe mit dem Vorhaben, die Vorrunde als Gruppenzweite abschließen zu können. Ihre Nervosität sowie die schwierige Akustik der großen Sporthalle im ersten Spiel gegen die junge Teresa Prikrylova (Tschechien) ließen sie nicht ins Spiel kommen. Auch die Partie gegen Piera Folino (Italien) musste sie verloren geben, so dass sie letztendlich nach zwei weiteren Niederlagen in der Zwischenrunde mit einem Sieg gegen die Polin, Katarzyna Stencka, auf Platz 17 landete.
Herren: Das Turnier der Herren begann mit der Vorrunde in fünf Vierer- und drei Dreiergruppen.
Walterscheidt ist als Nachrücker ohne konkrete Erwartungen in den Wettkampf gegangen. Das Spiel gegen den Weltranglistenersten Deniss Ovsjannikovs aus Lettland konnte er überraschend für sich entscheiden. Er erreichte mit drei Siegen und einer Niederlage das Viertelfinale und lieferte sich einen spannenden und kräftezehrenden Kampf mit dem Litauer Mindaugas Dvylaitis. Diesen musste er nach einer 2:1 Führung doch noch in fünf Sätzen verloren geben. Insgesamt konnte sich Walterscheidt als bester Deutscher Platz 8 sichern.
Scharpenberg hatte bei der WM in Olbia (2019) den 8. Platz erreichen können, so dass er dieses Turnier mindestens Platz 10 belegen wollte. Die Vorrunde konnte er als Gruppenzweiter abschließen. Die zweite Runde beendete er als Drittplatzierter. In den Platzierungsspielen erreichte er den 11. Platz und blieb damit nur ganz knapp hinter seinen Erwartungen zurück.
Für Alharari war es die erste Teilnahme bei einer EM und er freute sich, von den besten der Spieler lernen und sich mit ihnen am Spieltisch messen zu dürfen. Er konnte sich gegen Christoff Eilers (Belgien) und Raimonds Briezkalns (Lettland) durchsetzen und belegte insgesamt Platz 27.
Europameister wurde Krystian Kisiel (Polen)n Als Vizeeuropameister verließ Deniss Ovsjannikovs aus Lettland das Turnier.
Team: Die Team-Spiele wurden von 9 Mannschaften bestritten. Das deutsche Team besiegte zunächst Italien mit 32:24 Punkten. Gegen das finnische Team war mit 13:31 Punkten kein Durchkommen. Mit einem Sieg gegen Slowenien beendete die deutsche Mannschaft mit 32:21 Punkten als Bronzegewinnerin die Teamwertung. Platz 2 belegten die Finnen. Als Team-Europameister konnte die Polnische Mannschaft glänzen.
Die Stimmung und der Zusammenhalt der deutschen Delegation war toll! Auch der faire Umgang der Teilnehmenden untereinander war vorbildlich.
Insgesamt führte die unzulängliche Planung der unerfahrenen französischen Organisatoren zu vielen Unannehmlichkeiten für die Teilnehmenden.
Das hohe Engagement insbesondere der Schiedsrichter Gregor Habjan und Jonas Riester und die unermüdliche Arbeit von Alfons Vollmer bei der Erstellung der Spielpläne und Verwaltung der Spielergebnisse vor Ort, haben die spielerische Durchführung der Europameisterschaft überhaupt erst ermöglicht. Ihnen gebührt ein ganz herzlicher Dank und ein großes Lob.