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Mittwoch, 2. April 2014
LOKALSPORT
www.cellesche-zeitung.de/lokalsport

Tischball für Blinde

Heiko Kuhlmann für Deutsche Meisterschaft im Showdown qualifiziert
Zwei Spieler, doch keiner sieht den Ball:
Showdown ist ein Spiel für Blinde, das nach Gehör und Gefühl gespielt wird. Heiko Kuhlmann ist blind und seit zwei Jahren aktiver Spieler. Der Mitarbeiter der Kreisverwaltung Celle tritt am Wochenende bei der Deutschen Meisterschaft in Frankfurt an. ...weiterlesen "Celle – Der Ball rollt über die Platte"

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Vom 04.04.2014 bis zum 06.04.2014 findet in Frankfurt, im Relexa-Hotel, Lurgialle 2, die vierte Deutsche Meisterschaft in Showdown statt.
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Showdown, oder auch Tischball, - eine Sportart, die speziell für blinde und sehbehinderte Sportlerinnen und Sportler geschaffen wurde, ist am ehesten als Mischung zwischen Tischtennis und Air-Hockey zu verstehen.  Da jedoch alle Spielerinnen und Spieler eine Dunkelbrille tragen müssen, dürfen auch Sehende an der Deutschen Meisterschaft  teilnehmen, sofern sie sich über die im letzten Herbst stattgefundenen Qualifikationsturniere in den vier deutschlandweiten Regionen qualifizieren konnten.

Insgesamt spielen 32 Spielerinnen und Spieler über drei Tage an vier Showdown-Platten die Meisterschaft aus. Geleitet werden die über 150 Einzelspiele von insgesamt acht sehenden Schiedsrichtern. Dabei werden alle 32 Plätze ausgespielt. ...weiterlesen "Deutsche Meisterschaft in Showdown – der SV Blau-Gelb Frankfurt richtet aus."

Ein Mix aus Air-Hockey und Tischtennis

Beim Blindensport Tischball kommt es auf Gehör und Geschicklichkeit an / Am 25. Januar Tag der offenen Tür

Blindenfußball, Goalball und Torball sind in Marburg für Sehbehinderte längst etabliert. Jetzt kommt als neue Sportart Tischball hinzu.

von Holger Schmidt

Cappel. „Das war ein Löffel“, erklärt Antonio Michienzi, nachdem Gabi Eschebach-Weck den Ball mit ihrem Holzschläger gegen die Mittelbande aus Plexiglas gehoben, geschlenzt ... na, eben gelöffelt hat. Ein Fehler. Im Eifer des Gefechts passiert das schon mal. Denn Tischball ist ein schneller Sport. Und weil man ja nicht sieht, sondern nur hört, wo das Spielgerät gerade entlangrollt, schleicht sich auch der ein oder andere technische Lapsus ein. Gerade bei Einsteigern.

Und Anfänger sind eigentlich fast alle in Marburg. Seit November trainieren 20 Tischballbegeisterte, die meisten von ihnen sind blind oder zumindest stark sehbehindert. „Es konnte nicht sein, dass es so etwas nicht gibt in einer Stadt wie Marburg, in der so viele Blinde leben“, sagt Antonio Michienzi. Zusammen mit Bernd Kerseboom und Chris Frenzel trainierte der 51-Jährige bis dahin in Frankfurt – und machte es sich zur Aufgabe, den Sport in seine Heimatstadt zu bringen.

Der Anfang ist gemacht, ein Verein zudem auf den Weg gebracht. „Wir sind bei der Gründung in den letzten Zügen, die Unterlagen sind durch“, sagt Michienzi, der hinter Kerseboom der 2. Vorsitzende der „Tischball-Sportgruppe Marburg“ werden dürfte.

Tischball, im Ursprungsland Kanada „Showdown“ genannt, ist eine Mischung aus Air-Hockey und Tischtennis. Mit einem Schläger muss der Spieler die tennisballgroße, gelbe Plastikkugel, die zur Orientierung mit Nägeln gefüllt ist, auf der Platte unter einer Mittelbande hindurchspielen. Am besten so, dass der Ball im Tor des Gegners einschlägt. Das bringt zwei Punkte.

Damit die Kugel nicht von der 3,60 Meter langen und 1,20 Meter breiten Platte fällt, gibt es eine abgerundete Begrenzungsbande, die natürlich auch als taktisches Mittel angespielt werden kann. Einen Strafpunkt kassiert ein Spieler, wenn der Ball nach seinem Schlag die Mittelbande trifft, oder wenn der Ball bei der Abwehr nicht seinen Schläger (23 cm Blattlänge) oder Schutzhandschuh, sondern einen anderen Teil seines Arms berührt. Gezählt wird wie beim Tischtennis, bei elf Punkten ist ein Satz also beendet, zumindest bei zwei Punkten Vorsprung. Meistens werden zwei Gewinnsätze ausgespielt.

Die Sportart ist seit etwa zehn Jahren in Deutschland auf dem Vormarsch. „Ich habe Tischball zum ersten Mal 1980 bei den Paralympischen Spielen in Arnheim als Demonstrationssportart gesehen“, sagt Michienzi. Dann habe er es lange nicht mehr verfolgt – bis er 2012 bei einem Probetag in Frankfurt mitmachte. „Da habe ich meine Liebe dafür wiederentdeckt“, sagt der Marburger, der bei der Blista als Textbearbeiter angestellt ist und zuletzt bei den Süddeutschen Meisterschaften Zehnter wurde.
Zwei Probleme galt es zu lösen: Es fehlten eine Tischball-Platte und geeignete Räumlichkeiten. An der alten Kegelbahn unter der Turnhalle des TSV Cappel ist die Gruppe seit November untergebracht. Für zwei Platten – jede kostete 1800 Euro – kam die Bezirksgruppe Marburg des Blinden- und Sehbehindertenbundes Hessen auf. „Wir haben lange auf die Platten warten müssen“, sagt Antonio Michienzi.
Jetzt sind die Tische da, die Sportler sind mit Elan bei der Sache – und haben Spaß. 
„Neeein“, ruft Annika Hein, als der Ball in ihrem grünen Tornetz mit den kleinen Glöckchen einschlägt. „Ich zieh‘ auch noch die Hand weg!“ Das Gegentor trübt ihre Freude darüber aber nicht, diesen Sport in Marburg ausüben zu können. Besonders schön findet es Andrea Rippich, die blind und darüber hinaus körperlich behindert ist. „Meine Möglichkeiten sind ja sehr begrenzt“, sagt sie. „Ich bin total glücklich mit Tischball, weil es körperlich nicht so anstrengend ist.“
Stattdessen kommt es auf Geschicklichkeit an. „Man hat nicht viel Zeit zu überlegen. Man muss hören und sofort reagieren“, erklärt Antonio Michienzi. „Außerdem ist es eine taktisch anspruchsvolle Sportart.“
Wer Tischball selbst ausprobieren möchte, hat am Samstag, 25. Januar, von 10 bis 13 Uhr beim Tag der offenen Tür die Gelegenheit dazu. Für Chancengleichheit sorgt eine Dunkelbrille, die zur Ausrüstung gehört.

INFOKASTEN

Das Training der Tischball-Gruppe findet jeweils montags und mittwochs von 19 bis 21 Uhr in den Räumen der alten Kegelbahn unter der Turnhalle des TSV Cappel (August-Bebel-Platz 2) statt. Wer beim Probetraining teilnehmen möchte, wird unter antonio.michienzi@t-online.de oder telefonisch unter 0151 / 40 30 69 95 um eine Anmeldung gebeten. Darüber hinaus sucht die Gruppe noch einen ehrenamtlichen Trainer.

Zur Standortseite von Marburg

Der Hessische Rundfunk hat bereits im Oktober einen großartigen Beitrag zu Showdown produziert. Mit dabei sind die Freunde von Blau-Gelb aus Frankfurt... Viel Spaß beim Zuschauen -und hören.

Zum Beitrag auf YouTube.

Showdown im Radio - in der Reihe "Fit und Gesund" hat hr4 einen Beitrag über Tischball produziert. Hier könnt Ihr den Beitrag hören.

Anlässlich des Vereinsfestes der Frankfurter KollegInnen des SV Blau-Gelb hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Artikel über Showdown veröffentlicht.

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/sport-fuer-blinde-mit-verbundenen-augen-an-der-platte-12578732.html

Bereits im Dezember hat Eliane Showdown in Bielefeld vorgestellt, wo sie früher Badminton gespielt hat. Dazu gibt es einen Artikel im Westfalen-Blatt. Viel Spass beim Lesen.

Hier geht's zum Artikel.

Liebe Showdowner, die Flut der Pressemeldungen reißt nicht ab - die Medien schlagen sich geradezu darum, über unseren Sport berichten zu dürfen. So auch der Hessische Rundfunk, der einen Audiobeitrag über Showdown produziert hat. Leider heißt es hier noch Tischball - aber das wird schon noch :-).

Tischball im hr4 (mp3)

Erfreulicherweise weckt Showdown auch in den Medien immer mehr Interesse. So hat der Bayerische Rundfunk einen Radiobeitrag über unseren Sport produziert, der am So., den 16.12.12, um 9.35 Uhr im Rahmen des Gesundheitmagazins ausgestrahlt wird. Auf der Website des BR findet ihr auch einen kurzen Artikel dazu.

Falls ihr es zu dieser Zeit nicht schaffen solltet oder B5 nicht empfangen könnt, findet ihr nach der Sendung den Podcast ebenfalls auf der genannten Seite (in der Box "podcast").

Direkter Link zum Podcast.

 

Bei einer Aktion der Frankfurter Rundschau wurde die Showdown-Gruppe des SV Blau-Gelb mit einem Geldpreis bedacht. Herzlichen Glückwunsch an alle!

Zum Artikel der Frankfurter Rundschau