Seit September 2014 gibt es beim SV Blau-Gelb Frankfurt e. V. ein regelmäßiges Kindertraining. Doch wie geht das mit einem blinden Trainer?
Wie kam es dazu?
Seit einigen Jahren kennen Eli und Martin Osewald eine Familie in Frankfurt, deren Kinder (Zwillinge) blind bzw. stark sehbehindert sind. Schon vor drei Jahren kam die Idee, mit den Zwillingen Torben und Lukas Showdown auszuprobieren. Martin Osewald bot sich an, einmal pro Monat mit den Jungs für eine Stunde an der Showdown-Platte zu arbeiten. Am Anfang war es für die Beiden eine Freude, den Ball durch den Raum zu schießen, das machte Krach und es beeindruckte. Zunächst suchte Martin, selbst blinder Showdown-Spieler, noch die Bälle. Irgend wann ließ er die Jungs suchen und erklärte ihnen, dass, wenn der Ball weg sei, sie dann nicht weiter trainieren könnten. So wurde das absichtliche Ball-Schießen weniger.
Was kann ein blinder Trainer blinden Kindern vermitteln?
Auch, wenn Martin nicht sehen kann, was die Kinder an der Platte machen, hört er, ob die Aufschläge korrekt sind, ob der Ball unter der Mittelbande durch geht oder über sie geschlagen wird. Wichtig ist vor allem, dass er eine Mischung aus Showdown-Spiel, ernsten Anweisungen und Einfühlungsvermögen auf die speziellen Bedürfnisse jedes Kindes ins Training einfließen lässt. Welches Kind wie viel Technik dabei lernt, ist sehr individuell und kann von Martin sehr gut eingeschätzt werden.
Wie kamen die Mädchen hinzu?
Den Showdown-Auftritt der Dortmunder Gruppe bei „Hirschhausen’s“ Sendung im Mai 2014 wurde auch von Janina, einem körperbehinderten, sehenden Mädchen aus Frankfurt gesehen, die Showdown gerne ausprobieren wollte. Und so kam Janina im Juli 2014 mit ihrer Mutter zu einem Kindertrainings-Termin. Sie hatte viel Spaß.
Wie spielt ein körperbehindertes Kind Showdown?
Janina ist nur circa 140 cm groß. Sie kann nicht frei stehen. Was kann getan werden? Man stellt sie auf eine Bank, sie lehnt sich mit der Hüfte an die Platte und spielt. Sie steht so sicher genug und reicht mit ihrer Hand in die Platte hinein. Janina beschloss mit ihrer Mutter, regelmäßig zum Showdown zu kommen. Ja, gerne wollte sie eine fast blinde Freundin aus ihrer Klasse auch mitbringen. Und so kam es, dass seit September 2014, jetzt 14-tägig, vier Kinder in Frankfurt mit Martin an der Platte arbeiten.
Spielen die Kinder unter der Augenbinde?
Janina beschloss als Sehende, auch unter der Augenbinde spielen zu wollen und hat sich gut darauf eingelassen. Selin trägt ebenfalls eine Dunkelbrille, da sie noch einen kleinen Sehrest hat. Lukas ist blind und so wird bei ihm im Training auf die Brille verzichtet. Torben hat einen Sehrest, aber auch eine leichte Lähmung, so dass ihm die Koordination schwer fällt. Er würde vermutlich nicht spielen, müsste er die Dunkelbrille tragen und deshalb verzichtet Martin bei ihm darauf. Torben und Lukas wurden durch die Anwesenheit von Janina und Selin angestachelt, der Ehrgeiz wurde geweckt. Sie sind ruhiger und aufmerksamer geworden.
Und wie geht Martin damit um?
Martin hat die vier Kinder im Alter von circa 13-14 Jahren gut im Griff. Er weiß jedes einzelne Kind in seiner Leistungsfähigkeit dort mitzunehmen, wo es abgeholt werden mag. Die Mädchen verstanden das Prinzip des Spiels in kurzer Zeit und waren den erfahreneren Jungs schnell ebenbürtig und fordern sie immer wieder aufs Neue heraus. Gerne spielen die Kinder einzeln, aber auch in Mannschaften in wechselnden Konstellationen, so dass auch die Akzeptanz untereinander kein Problem ist.
Die Bälle der Jungs fliegen nun weniger oft durch den Raum, der Ehrgeiz, gewinnen zu wollen, ist geweckt. Ab und zu versucht Martin, auch kleine, technische Aufgaben zu stellen. Er passt sehr genau auf, dass es das richtige Maß ist. Er will die Kinder nicht überfordern, sie sollen nicht den Spaß verlieren, aber immer mal wieder eine kleine, neue Technik muss trotzdem sein. Es ist sehr von der Tagesform der Kinder abhängig, was sie wie annehmen. Aber eines ist Gewiss: Als Außenstehender hat man ganz klar den Eindruck, dass die vier Kinder mit ihrem Trainer Martin ihren Spaß dabei haben. Und darum geht es doch, oder?
Die Mütter sitzen meistens im Flur und tauschen sich rege aus.
Zu Weihnachten erhielten die Kids von der Frankfurter Gruppe ein Blau-Gelb- Showdown-T-Shirt und sind damit auf dem Foto mit ihrem Trainer Martin zu sehen.