Die Titelverteidiger schlagen zu
geschrieben von Kevin Barth
Die Jugendherberge in Nettetal-Hinsbeck war vom 25. bis 28. April der Austragungsort für die 9. Deutsche Meisterschaft, gleichzeitig die vorerst letzte in dieser Turnierform. Am Donnerstagabend versammelten sich die Zwölf Damen und 24 Herren zur Eröffnung und Materialkontrolle. Am Freitagmorgen begannen die ersten Spiele pünktlich um 07:30 Uhr. Die letztjährigen Titelträger Antje Samoray und Thade Rosenfeldt wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und triumphierten erneut. Abgesehen davon gab es durchaus Dramatik und die ein oder andere Überraschung.
Samoray kämpft sich ins Turnier
Bei den Damen ging es zunächst darum, in einer Runde jede gegen jede einen Platz unter den ersten vier für den Einzug ins Halbfinale zu erreichen. Einen makellosen Durchmarsch legte Birgit Riester hin. Die Siegerin von 2017 hatte in den letzten Monaten mit ihrer Form zu kämpfen und ging laut eigener Aussage ohne große Erwartungen in diese Meisterschaften. Am Ende konnte sie alle elf Partien gewinnen und sich so als Spitzenreiterin ins Halbfinale spielen. Gegen all ihre Kontrahentinnen blieb sie dabei ohne Satzverlust. Nur mit einem Erfolg weniger kam Antje Samoray eine Runde weiter. Die vierfache Titelträgerin hatte mit einer Kehlkopfentzündung zu kämpfen, unterlag zum Auftakt Birgit Riester und musste auch noch zwei weitere Male in einen dritten Satz. Ebenfalls ein Halbfinalticket sicherte sich Bettina Steffan, die acht Mal siegreich war. Die ersten vier komplettierte Melanie Kleinhempel. Die Dortmunderin fuhr sieben Siege ein und leistete sich nur gegen eine hinter ihr platzierte Spielerin eine Niederlage.
Knapp nicht für die Vorschlussrunde gereicht hat es bei Eli Osewald. Das Frankfurter Urgestein kam ebenfalls auf sieben Erfolge, schied aber aufgrund des verlorenen direkten Vergleiches mit Melanie Kleinhempel aus. Überraschend auf Platz Sechs landete die Newcomerin Tanja Janatzek. Zunächst war ihr eine gewisse Nervosität bei ihrer ersten DM-Teilnahme durchaus anzumerken. Später machte sie jedoch mit Triumphen über Bettina Steffan und Sabrina Schmitz auf sich aufmerksam. Zum ersten Mal seit sechs Jahren gehört Sabrina Schmitz nicht zu den besten zwei Frauen Deutschlands. Die Finalistin von 2017 und 2018 besiegte sechs ihrer Gegnerinnen, das reichte aber nicht ganz. Am Ende hat womöglich ein sehr kurioses Tor bei ihrer Niederlage gegen Eli Osewald über das verpasste Halbfinale entschieden. Hier sprang der Ball an die Unterkante des Mittelbrettes und von dort aus unhaltbar ins Tor. Rang Acht und damit der letzte fixe Platz für die erste Saison der A-Division geht an Annika Hein. Durch einen grippalen Infekt deutlich geschwächt konnte die Marburgerin, die im Vorfeld durchaus zum Favoritenkreis gezählt hatte, nur vier Siege erringen. Am zweiten Tag trat sie bei mehreren Partien nicht an.
Bei den Halbfinales am Sonntag wurde zunächst Antje Samoray ihrer Favoritenrolle gerecht und ließ Bettina Steffan in vier Sätzen hinter sich (11:0, 11:7, 6:12, 12:0). Das andere Match zwischen Birgit Riester und Melanie Kleinhempel bot eine große Dramatik. Zunächst holte sich Riester die ersten beiden Durchgänge mit 12:8 und 12:7. Kleinhempel konnte Satz Drei mit 12:4 an sich bringen und so verkürzen, lag jedoch im vierten Satz schon 0:10 zurück. Es folgte allerdings ein unglaubliches Comeback, an dessen Ende Kleinhempel 13 Punkte in Folge gemacht und zum 2:2 ausgeglichen hatte. Und damit nicht genug: Dem entscheidenden Durchgang drückte sie ebenfalls ihren Stempel auf und gewann ihn mit 11:5. Das bedeutete das erste Finale für Kleinhempel, die damit ihren bislang größten und durchaus überraschenden Erfolg errang.
Im Spiel um Platz Drei entschied Bettina Steffan das vereinsinterne Duell der Kasselerinnen mit 3:1 gegen Birgit Riester für sich. Zwischenzeitlich hieß es 1:1, doch Steffan hatte in drei der vier Sätze klar die Nase vorne (11:2, 8:11, 11:6, 11:3). Noch deutlicher bezwang Antje Samoray Melanie Kleinhempel im Finale. 3:0 hieß es für die Berlinerin, die damit zum fünften Mal deutsche Meisterin ist (12:3, 12:7, 11:5). Den ersten Satz dominierte Samoray, den zweiten konnte Kleinhempel durch eine bessere Trefferquote länger offenhalten. Im dritten Durchgang war die Dame vom BSSV Dortmund vor allem über Fehlerpunkte erfolgreich, letztendlich fehlten aber Kraft und Konzentration nach einem langen Turnier. Samoray zeigte immer wieder ihre Klasse und gewann den Titel letztendlich souverän.
Rosenfeldt stürmt zum nächsten Titel
Die Herren kämpften zunächst in vier Sechsergruppen um die Plätze in der Zwischenrunde, gleichzeitig waren die 16 weitergekommenen Spieler auch automatisch für die neue A-Division qualifiziert. Gruppe A gewann überraschend Kevin Barth, dicht gefolgt von Stefan Collet. Sehr eng war der Kampf um die Plätze Drei und Vier. Stefan Lammertz, Robert Glojnaric und Mohamed Shati hatten allesamt zwei Spiele gewonnen. Am Ende erreichten Lammertz und Glojnaric die nächste Runde und Shati zog durchaus überraschend den Kürzeren. Gruppe B dominierte wie nicht anders zu erwarten Thade Rosenfeldt ohne Satzverlust, außerdem setzten sich Thomas Giese, Martin Osewald und Alfons Vollmer durch. In Gruppe C kam Manfred Scharpenberg ungeschlagen unter die besten 16, ihm folgten Andreas Schmitz, Horst Griffaton und Stefan Peters. Gruppe D wurde überlegen von Benjamin Samoray angeführt, außerdem lösten Patrick Walterscheidt, Deniz Kürtoglu und Christian Siegemeyer ihr Ticket für Runde Zwei.
Dort wurden die verbliebenen 16 Akteure in vier Vierergruppen aufgeteilt, wobei sich die beiden besten jeder Gruppe für das Viertelfinale qualifizierten. In einer Gruppe ging es wieder besonders eng zu. Nachdem jeder zwei seiner drei Partien bestritten hatte, stand für Kevin Barth, Thomas Giese, Horst Griffaton und Christian Siegemeyer jeweils ein Sieg zu Buche. Es gab also zwei echte Endspiele um das Weiterkommen. Im ersten behielt Kevin Barth in drei Sätzen gegen Thomas Giese die Oberhand, wobei er im letzten einen 8:9 Rückstand drehte. Im anderen behauptete sich Horst Griffaton in drei Sätzen gegen Christian Siegemeyer. In der zweiten Gruppe setzte Thade Rosenfeldt seine Siegesserie mit drei weiteren Erfolgen fort, gab jedoch gegen Andreas Schmitz seinen ersten Satz ab. Als zweiter Viertelfinalist ging Deniz Kürtoglu aus dieser Gruppe hervor. Ebenfalls unter die letzten acht spielten sich der weiterhin unbezwungene Manfred Scharpenberg, Patrick Walterscheidt, Stefan Collet und Benjamin Samoray. Vor allem der Erfolg von Walterscheidt, der seine erste deutsche Meisterschaft spielte, war bemerkenswert.
Die Viertelfinales boten am Samstagabend unterschiedlich viel Spannung. Einen echten Thriller boten Kevin Barth und Deniz Kürtoglu, mit dem überraschend besseren Ende für Barth. Der junge Dortmunder führte zweimal in den Sätzen, doch Kürtoglu konnte jeweils Gleichstand herstellen. Auch im finalen fünften Durchgang erzwang der ehemalige deutsche Meister nach hohem Rückstand noch das 9:9, doch im letzten Ballwechsel schaffte Barth den entscheidenden Treffer zu einem völlig unerwarteten Halbfinaleinzug. Deutlich entspannter lief es für Thade Rosenfeldt, der Horst Griffaton klar mit 3:0 in die Schranken wies (11:5, 11:6, 12:6). Beim Aufeinandertreffen von Manfred Scharpenberg und Benjamin Samoray wurden die ersten beiden Sätze gerecht aufgeteilt, ehe Scharpenberg entscheidend wegzog (11:2, 5:12, 11:7, 12:6). Patrick Walterscheidt angelte sich den ersten Satz gegen Stefan Collet, musste dem Kasseler Favoriten dann aber doch den Vortritt lassen (6:12, 11:7, 12:6, 11:8).
In den Halbfinales siegten die favorisierten Thade Rosenfeldt und Manfred Scharpenberg, doch wieder waren es zwei völlig unterschiedliche Partien. Rosenfeldt benötigte gegen Stefan Collet erneut nur drei Sätze, auch wenn es in zweien recht eng zuging (11:8, 11:6, 11:9). Manfred Scharpenberg geriet gegen Kevin Barth mit 1:2 ins Hintertreffen, doch dann schwanden bei seinem Herausforderer die Kräfte. Der Hüne aus Frankfurt ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und bog die Partie doch noch souverän um (11:7, 2:11, 8:12, 12:2, 12:2).
Im Spiel um Platz Drei nahm Stefan Collet Revanche für die in der Vorrunde erlittene Niederlage und schlug Kevin Barth in vier Sätzen. Die Partie war jedoch sehr eng und hätte auch in die andere Richtung gehen können. Rechnet man alle Punkte zusammen, erzielte Barth sogar drei mehr als der nordhessische Favorit, doch Collet hatte letztendlich das bessere Timing (16:14, 2:11, 11:9, 11:9). Im Endspiel rechnete womöglich der ein oder andere mit einer engen Kiste, nachdem Thade Rosenfeldt zuletzt noch fünf Sätze für einen Sieg gegen Manfred Scharpenberg benötigt hatte. Es kam allerdings anders: Die Nummer Sieben der Welt war von Anfang an besser und ließ bei ihrem 3:0 Erfolg nichts anbrennen (11:3, 11:4, 11:7). Es ist Rosenfeldts dritter Titel und gleichzeitig der dritte nacheinander.
Bei der folgenden Siegerehrung bekamen die Titelträger jeweils einen Wanderpokal überreicht. Die besten drei Damen und Herren erhielten außerdem noch allesamt einen Pokal vom Ausrichter aus Viersen. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass die ersten vier Damen und Herren des Turniers auch tatsächlich alle von ihrem erspielten Startrecht bei der Weltmeisterschaft auf Sardinien Gebrauch machen werden. Ein großer Dank geht an die Tischball-Gruppe Viersen für ein großartig organisiertes Turnier. Ebenfalls zu danken ist den acht Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern: Manou Schad, Kathrin Rosinsky, Stefan Wimmer, Julian Rosenthal, Jonas Riester, Lennart Vulprecht, Alexander Dehoff und Thomas Neue. Nicht zu vergessen sind die Gäste bei der Begrüßung und Klaus Hahn des DBSV, der zur Siegerehrung ein Grußwort sprach. Und ohne all die Sponsoren, stellvertretend genannt die Aktion Mensch, wäre solch ein großartiges Turnier nicht möglich. Danke!
Am Sonntagnachmittag verstreuten sich alle Beteiligten dann wieder in alle Himmelsrichtungen. Der deutsche Meister bekam bei seiner Ankunft in Marburg sogar noch ein besonderes Trompeten-Ständchen gespielt.