Geschrieben von Kevin Barth
Mit dem BSC Prague Showdown-Cup fand vom 6. bis 10. März bereits das zweite internationale Weltranglistenturnier diesen Jahres statt. Aus Deutschland gingen fünf Damen und acht Herren an den Start, gespielt wurde auf fünf tschechischen Platten. Hervor stach dabei Thade Rosenfeld. Der Marburger hatte bereits vor zwei Jahren mit einem fünften Platz in Prag auf sich aufmerksam gemacht. Dieses Mal konnte er dieses Ergebnis noch einmal toppen und als erster deutscher Spieler überhaupt in das Finale eines internationalen Turniers einziehen.
Die 43 Herren wurden zunächst in zehn Gruppen (drei mit fünf Spielern und sieben mit vier Spielern) aufgeteilt. Aus jeder Gruppe kamen die besten zwei in die Runde der besten 20. Rosenfeld konnte zwei seiner drei Vorrundenspiele gewinnen und zog als Gruppensieger in die Zwischenrunde ein. Dort bezwang er die bekannten Spitzenspieler Ziedonis Mazurs aus Lettland und Stefan Marcin aus der Slowakei jeweils in zwei Sätzen. In beiden Partien fiel auf, dass Rosenfeld deutlich weniger Fehler machte, als seine Gegner. Ähnlich war es bei seinem klaren Erfolg über Landsmann Robert Glojnaric. Eine Niederlage gab es nur gegen den Finnen Juha Oikarainen, so dass Rosenfeld als zweiter der Gruppe das Viertelfinale erreichte.
Sein Gegner dort war der Pole Adrian Sloninka. Am Ende sollte der zweifache deutsche Meister in einem wahren Showdown-Thriller mit 3:2 Sätzen die Oberhand behalten. Rosenfeld ging zweimal in den Sätzen in Führung, musste aber jeweils den Ausgleich von einem stark antwortenden Sloninka hinnehmen. Im entscheidenden fünften Durchgang lag Rosenfeld bereits mit 3:9 zurück, als sein Coach Patrick Walterscheid eine Auszeit nahm und damit der Partie noch einmal eine große Wendung gab. Von nun an diktierte Deutschlands Nummer Eins das Geschehen, hatte viel Ballbesitz und spielte sich durch gezielte Diagonalschläge in einen Rausch. Am Ende holte er den Satz und das Match mit 12:9 und sorgte für großen Jubel im deutschen Lager.
Schon mit diesem Triumph war historisches erreicht, doch es sollte noch besser kommen. Im Halbfinale der Überraschungsmänner schaltete der Mittelhesse nun auch noch den Slowenen Miha Susman in Drei Sätzen aus (11:7, 12:10, 12:8). Im zweiten Satz zeigte er erneut Nervenstärke, als er einen 6:9 Rückstand noch umbog. Im Endspiel wartete auf Rosenfeld der amtierende Pisa Open-Champion Krystian Kisiel, der sich am Ende als der stärkere erwies. Der erste Satz ging an Kisiel, wobei Rosenfeld aus einem 0:3 Rückstand eine 7:4 Führung machte und diese dann wieder abgab (8:12). Im zweiten Durchgang schlug der deutsche Ausnahmekönner zurück und brachte dieses Mal seinen Vorsprung auch zum Gleichstand ins Ziel (12:7). Anschließend übernahm Kisiel allerdings das Kommando, bewies viel taktische Raffinesse und schien Rosenfeld immer einen Gedanken voraus zu sein. So brachte der Pole die nächsten beiden Sätze mit 12:2 und 11:4 klar an sich und stand als Titelträger fest. Viel Anerkennung und Lob gab es allerdings für Thade Rosenfeld, der mit diesem größten Erfolg seiner Karriere 320 Punkte für die Weltrangliste gesammelt hat und damit demnächst unter den top 8 geführt wird. „Ich bin natürlich sehr zufrieden und werde bestimmt ein paar Tage brauchen, bis ich das verarbeitet habe. Ich habe viel mehr erreicht, als ich mir vorgenommen hatte und konnte noch dazu wieder viel lernen. Das ist schon etwas ganz spezielles“, meinte der Finalist im Nachhinein.
Als zweitbester deutscher landete Robert Glojnaric auf Platz 20, ebenfalls ein beachtliches Ergebnis. In seiner Gruppe gewann er alle vier Partien, das persönliche Highlight war ein Erfolg in drei Sätzen über Topspieler Adrian Sloninka, der also an diesem Wochenende gleich zwei deutschen Akteuren den Vortritt lassen musste. Nach Platz Eins in seiner Gruppe konnte der Frankfurter in der Runde der besten 20 keinen Sieg mehr hinzufügen. Mehrfach war er nah dran, doch es reichte nicht ganz. Ein Faktor war sicher, dass Glojnaric als einziger Spieler seiner Gruppe all seine Partien in einem Raum spielen musste, der nicht gerade für seine gute Akustik bekannt war. In der Platzierungsrunde um die Positionen 17 bis 20 fehlten dann nur zwei Punkte, um Michael Lapaz zu bezwingen. Im Spiel um Platz 19 zog er gegen Ladislav Brada den Kürzeren.
Rang 26 wurde es für Deniz Kürtoglu. In der Vorrunde fuhr er einen Sieg aus drei Spielen ein, wobei er auch den späteren Halbfinalisten Miha Susman einen Satz lang im Griff hatte. Platz Drei in seiner Gruppe bedeutete, dass er nun um die Plätze 21 bis 30 kämpfte. In den folgenden vier Matches bezwang der Mann aus Kassel Tomas Myslivecek und Mark Sommer, ansonsten konnte er noch zwei weitere Satzgewinne verzeichnen. Im Spiel um Platz 25 war der Franzose Pierre Bertrand an diesem Tag zu stark und triumphierte in zwei Sätzen.
Als 27. holte auch sein Vereinskollege Stefan Collet noch Weltranglistenpunkte. Ein deutlicher Erfolg im Duell mit Philipp Naraschkewitz reichte für Platz Drei in der ersten Gruppenphase. Ein weiterer kam in der Zwischenrunde gegen Aliaksandr Khalalei hinzu. Das letzte Platzierungsspiel entschied Collet gegen den neuen Schweizer Meister Mark Sommer in zwei Sätzen für sich.
Ohne Punkte, aber dafür mit vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen trat Kevin Barth als 34. die Heimreise an. In einer schweren Fünfergruppe ließ er den Dänen Carsten Dan Jacobsen mit einem souveränen Erfolg hinter sich. In der Runde um die Plätze 31 bis 40 besiegte er außerdem Alfons Vollmer, Philipp Naraschkewitz und Erik Jensen. Im abschließenden Spiel hatte der Dortmunder Robert Lätt nicht viel entgegenzusetzen.
Nur einen Platz dahinter reite sich Alfons Vollmer ein. Ohne Sieg schloss er die Vorrunde ab, bot aber zumindest dem relativ hoch platzierten Pavol Kubosko einen starken Kampf. Ab dem zweiten Tag hatte der Hüne aus Paderborn mit Fieber und Schüttelfrost zu kämpfen. Das hinderte ihn aber nicht daran, Philipp Naraschkewitz und Erik Jensen zu schlagen. Im Spiel um Platz 35 holte Vollmer gegen Bertrand Laine einen 0:1 Satzrückstand auf und sorgte bei seinem Kontrahenten sogar für einen frustriert geworfenen Schläger.
Die Turnierreise großartig organisiert hatte Antonio Michienzi und als 37. der Abschlussrangliste zeigte er auch an der Platte sein Können. In der ersten Runde war er noch sieglos, wobei gegen Dusan Milo ein dritter Satz kurz bevorstand. Wenig später fabrizierte er ein starkes Comeback gegen Josef Stöckli, wobei er den ersten Satz verlor, ausglich und den dritten zu null an sich brachte. Ein weiteres Dreisatzspiel bestritt der Marburger im Spiel um Platz 37 erfolgreich gegen Philipp Naraschkewitz.
Der angesprochene Naraschkewitz erreichte Rang 38. Einen Achtungserfolg erspielte er sich gegen den finnischen Spitzenmann Jouni Viitamäki, dem er einen Satz abnahm. Nicht beeindrucken ließ er sich in der Zwischenrunde von einem verlorenen ersten Satz gegen Erik Jensen, sondern kämpfte sich zurück und behielt im dritten Satz mit 12:10 die Nase vorn. Pech hatte der Lüneburger gegen Kevin Barth und Martin Egelund Olsen, denen er beiden knapp in drei Sätzen unterlag.
Die deutsche Riege beschloss Patrick Walterscheid mit Platz 41. In seiner ersten Gruppe belegte er zwar Platz Fünf, machte aber mit einem beinahe gewonnenen Satz gegen die Nummer Eins der Welt Peter Zidar auf sich aufmerksam. Da die drei fünftplatzierten nicht mit den vierten der Gruppen in die Zwischenrunde durften, blieben dem Hessen nur noch zwei Spiele. Diese dominierte er gegen Stefan Hoffman und Carsten Dan Jacobsen und gewann diese ohne Satzverlust. Ein guter Abschluss für Walterscheid, der im nächsten Jahr unbedingt weiter oben landen möchte.
Auch die Damen holten beachtliche Resultate. Im Viertelfinale stand Bettina Steffan und errang letztendlich den achten Platz. Insgesamt gingen 16 Damen an den Start und wurden auf vier Gruppen mit je vier Spielerinnen verteilt. Die besten drei jeder Gruppe landeten in einer Zwischenrunde, um dort die Viertelfinaltickets auszuspielen. Stefan siegte zweimal in ihrer Gruppe und stand so souverän in der nächsten Runde. Dort ebnete ihr in einer Dreiergruppe ein Erfolg gegen Vereinskameradin Birgit Riester den Weg ins Viertelfinale. Hier schrammte die amtierende südostdeutsche Vizemeisterin nur knapp an einem Karriere-Meilenstein vorbei. Nach zweimaliger Führung musste sie sich der weltklasse Akteurin Tanja Oranic aus Slowenien in fünf Sätzen beugen (11:6, 2:11, 12:3, 8:11, 6:11). Ähnlich knapp verlief das folgende Platzierungsspiel, das Stefan mit 10:12 und 10:12 gegen Graziana Mauro verlor. Eine Niederlage in drei Sätzen gegen Monika Szwalek schloss schließlich ihr Turnier ab. Steffans Formkurve zeigt dennoch weiter nach oben. Das sah sie auch selbst so: „Meine letzten drei Spiele habe ich knapp verloren, die hätten alle auch in meine Richtung verlaufen können. Ich ärgere mich nicht, sondern nehme mit, dass ich nah dran war.“
Rang Zehn konnte Birgit Riester verbuchen. In Ihrer Gruppe belegte sie nach einem Triumph über Andrea Rippich den dritten Platz und stand so in der Runde der besten zwölf. Ein Satzgewinn gelang ihr dort gegen die Top-Twelve-Finalistin Elvina Vidot. Das erste Platzierungsspiel bestritt sie erfolgreich gegen Landsfrau Annika Hein in zwei Sätzen. Im Spiel um Platz Neun musste die Nordhessin jedoch Anja Svendsen den Vortritt lassen (6:12, 8:12).
Ihr internationales Debüt gab Annika Hein und durfte sich am Ende über die elfte Position freuen. In der ersten Runde bezwang sie Rita Dütsch und hätte beinahe der späteren Turniersiegerin Jaana Pesari einen Satz abgenommen. Sehr knapp war auch ihre Niederlage in der Zwischenrunde gegen die Halbfinalistin Oranic und auch die Finalistin Hanna Vilmi hatte sie im ersten Durchgang in der Verlängerung. In Runde Drei wurde die Marburgerin zwar von Birgit Riester bezwungen, landete dann aber einen versöhnlichen Abschluss gegen Vereinskollegin Renata Kohn. Generell ist zu bemerken, dass man durchaus noch mehr von ihr hören könnte, wenn demnächst noch weitere internationale Turnierteilnahmen folgen.
Für Renata Kohn wurde es letztendlich Platz Zwölf. In der ersten Gruppenphase bewies sie Moral und besiegte Kristina Cesnakova nach dem Verlust des ersten Satzes noch mit 2:1. In der Zwischenrunde gelang kein weiterer Erfolg, doch gegen Graziana Mauro konnte Kohn in beiden Sätzen gut mithalten und hätte mehr verdient gehabt. Ähnlich verhielt es sich bei der Niederlage gegen Anja Svendsen und auch gegen Annika Hein hätte der zweite Durchgang an sie gehen können.
Zu guter letzt wenden wir uns noch Andrea Rippich zu, die den 16. Rang ihr eigen nennen darf. Sie erwischte eine schwere Auslosung, hatte durchaus gute Momente, machte so mancher Kontrahentin das Leben schwer und war spätestens im Spiel um Platz 15 sehr nah dran. Die spätere dritte Elzbieta Mielczarek hatte in vielen Ballwechseln durchaus Mühe und musste sich entsprechend verausgaben, um sich durchzusetzen. Letztendlich reichte es zwar leider nicht zu einem Matchgewinn, doch Rippich sieht das positive und will auch beim Turnier in Pisa Anfang Mai wieder angreifen.
An dieser Stelle ist noch dem Ausrichter für ein reibungslos durchgeführtes Turnier zu danken. Nun folgen noch die Platzierungen der deutschen, sowie die top drei der beiden Kategorien.
Damen:
1. Jaana Pesari (Finnland)
2. Hanna Vilmi (Finnland)
3. Elzbieta Mielczarek (Polen)
8. Bettina Steffan (Kassel)
10. Birgit Riester (Kassel)
11. Annika Hein (Marburg)
12. Renata Kohn (Marburg)
16. Andrea Rippich (Marburg)
Herren:
1. Krystian Kisiel (Polen)
2. Thade Rosenfeld (Deutschland)
3. Peter Zidar (Slowenien)
20. Robert Glojnaric (Frankfurt)
26. Deniz Kürtoglu (Kassel)
27. Stefan Collet (Kassel)
34. Kevin Barth (Dortmund)
35. Alfons Vollmer (Paderborn)
37. Antonio Michienzi (Marburg)
38. Philipp Naraschkewitz (Hamburg)
41. Patrick Walterscheid (Erlensee)