geschrieben von Martin Osewald
Reise und Delegation:
In der Stadt Birmingham, im Vereinigten Königreich England, fanden in diesem Jahr die IBSA World Games statt. Neben Judo, Blindenfußball, 10-Pin Bowling, Blindentennis, Bogenschießen und anderen, war es auch für Showdown der sportliche Höhepunkt dieses Jahres.
Unsere Mannschaft, bestehend aus Elvira Osewald, Patrick Walterscheidt, Anja Dehoff, Manfred Scharpenberg und Martin Osewald mit Ihren Begleitungen Bianka Scharpenberg, Claudia Würden und Jeremie Scharpenberg, starteten ihre Reise am Frankfurter Flughafen, um nach zirka 1 Stunde und
20 Minuten auf dem Birmingham international Airport (BPX) zu landen.
Weiterhin befand sich der Head Referee Jonas Riester (Germany) an Bord.
Wir wurden zusammen mit einer Delegation aus Estland direkt am Flughafen von dem Organisationsteam der World Games empfangen.
Ankunft, Gelände und Unterbringung:
Ein Bus brachte uns nach 20-minütiger Fahrt zum offiziellen Empfang im Chamberlain Tower auf dem Gelände der University of Birmingham.
Hier fand die Akreditierung, also die offizielle Anmeldung zu den Spielen vor Ort statt.
Eine kurze, herzliche Begrüßung und es ging weiter zu den Unterkünften.
Unser Guide, Chris, der uns vom Chamberlain Tower aus begleitete, erzählte, dass dieses Gelände vor
2 Jahren die Commonwealth Games beherbergte. Das Gelände ist eher als ein Park zu verstehen. Die jeweiligen Gebäude haben alle Namen. So wurden wir beispielsweise im Mason Building untergebracht.
Die Versorgung mit den drei typischen Malzeiten fanden in der Shackelton Hall statt.
Das Gelände wirkt wie ein Tal, dass hier vermutlich als Vale bezeichnet wird.
Wir wurden in zwei typischen Studentenwohnungen untergebracht, welche wir uns mit den Bogenschützen teilten. Jeder hatte ein eigenes Zimmer mit Nasszelle und einer spartanischen Zimmerausstattung. Für alle zusammen gab es in jeder Wohnung eine großzügige Küche mit einer einfachen Sitzecke. Die Wohnungen sind direkt von außen erreichbar, da sich auch die Treppenhäuser außerhalb befinden. Aus den hinteren Zimmern hat man einen guten Ausblick auf das Vale, mit seinem kleinen See, einem kleinen Fluss und das ganze innerhalb einer schönen Parklandschaft.
Durch den Park führen diverse Wege, über die man auch direkt zu diversen Gebäuden gehen kann. Befand man sich außerhalb der Wohnung, hatte man gute Chancen, andere Nationen und andere Sportarten zu treffen. Es war somit sehr einfach, irgendwelche anderen der 1250 Athleten mit den Worten „Hallo! Which Country?“ anzusprechen und direkt in ein Gespräch mit anderen zu geraten.
Nach den Paralympics sind die IBSA World Games die höchstrangigste Veranstaltung der Sportarten für Blinde und Sehbehinderte auf der Welt. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, Miteinander in Kontakt zu treten, somit auch Ausdruck des Respektes vor anderen Sportarten, den Leistungen der Athleten und vor allem den unterschiedlichen Ländern und Kulturen, die hier vertreten sind, zu erleben.
Viele Sportarten nutzen solche weltweit führenden Veranstaltungen auch um neue Entwicklungen oder Regelungen in den jeweiligen Sportarten zu beschließen oder in Kraft treten zu lassen.
Auf dem gesamten Gelände waren circa 400 freiwillige Helfer, die als „Volunteers“ bezeichnet wurden, unterwegs. Das fing im Speisesaal in Shackelton Hall an, setzte sich beim Transport Hub fort und war auch bei den Veranstaltungsorten überall zu finden. Jemanden zu finden, den man für eine kurze Hilfestellung ansprechen konnte, war recht einfach und gut durchorganisiert.
Die grundsätzliche Organisation war jedoch den Mannschaften überlassen. Wann die Spieltermine sind, wann man mit dem Shuttleservice zum Spielort gefahren wird, sollte in letzter Konsequenz immer von den Delegationen selbst herausgefunden werden.
Jeder, der zu solch einer Veranstaltung fährt, sollte im Vorhinein sicherstellen, dass er/sie im Zweifelsfall alles allein mit seinem Betreuer geregelt bekommt. Von der Gesamtorganisation der Spiele bis zu den konkreten Spielterminen waren die Informationen immer pünktlich und korrekt zu erfahren.
Zeitablauf und Wettkampfstätte:
Unsere Mannschaft war vom 20. (Anreisetag) bis zum 26.08.2023 (Abreisetag) in Birmingham.
Der erste Tag im Village war im wesentlichen durch die noch ausstehende Klassifizierung, also der Einteilung in die Schadensklassen B1 (blind) bis B3 (sieht etwas besser als B2) von Anja und Eli bestimmt. Das nimmt schon mal mit seinen Wartezeiten durchaus einen halben Tag in Anspruch. Weiterhin hatten wir ein bisschen Zeit, uns grundsätzlich zu orientieren und uns auf die Zeitpläne einzustellen.
Am Dienstag, 22.08. standen nach der Begrüßung und der Materialkontrolle Trainingstermine an der Wettkampfstätte, dem „Teaching and Learning Building der University of Birmingham“ auf der Agenda. Jede Mannschaft hatte zwei Stunden auf einer Platte zugewiesen bekommen. Insgesamt wurde auf 8 nagelneuen, und damit sehr rutschigen, tschechischen Tischen gespielt. Nach der Hälfte der Zeit tauschten wir mit den Italienern den Raum, um mehr als einen Tisch vor dem Wettkampf zu bespielen.
Die Tische standen in zwei Vorlesungs- und 6 Seminarräumen, die sich auf 4 Ebenen verteilten und alle mit Teppich und einer sehr guten Akustik ausgestattet waren.
Die eigentlichen Wettkämpfe fanden vom 23. bis 25.08. statt. Jeder Tag begann für uns ca. um 06:30 um zum Frühstück zu laufen, damit wir den Shuttle um 08:00 Uhr zur Wettkampfstätte erreichen. Die Spiele begannen um 9.00 Uhr und endete erst gegen 20.00 Uhr.
Spielmodus:
Es wurde im Einzel und im Team gespielt.
Am 1. Wettkampftag wurden die gesetzten Gruppen bei den Männern (35 Spieler in 8 Gruppen) und Frauen (26 Spielerinnen in 6 Gruppen) sowie die ersten Teamspiele (12 Teams in 4 Gruppen) ausgeführt.
Bei den Frauen kamen die ersten 2 jeder Gruppe in der zweiten Gruppenphase in vier 3er-Gruppen, von denen die jeweils ersten beiden in das Viertelfinale einzogen und die restlichen 4 die Plätze 9 bis 12 ausspielten. Die jeweils Gruppendritten kamen in der zweiten Runde in eine Gruppe, in der die Plätze 13 bis 18 ausgespielt wurden. Die 4. und 5. wurden ebenfalls in weitere Gruppen eingeteilt.
Ähnlich wurde es bei den Männern gehandhabt. Die ersten beiden Spieler einer Gruppe wurden in die besten 16 übernommen, und wiederum in 4 Vierergruppen eingeteilt. Die 8 jeweils Gruppendritten wurden in 2 Vierergruppen eingeteilt und so auch die Gruppenvierten mit den Gruppenfünften.
In dieser zweiten Gruppenphase erspielten sich die Plätze 1 und 2 der vorderen 4 Gruppen die Teilnahme am Viertelfinale, die beiden übrigen Gruppen erspielten ein Gruppenranking, um die Teilnahme an den Platzierungsspielen zu ermitteln. Genauso wurde es für die Spieler ab Platz 17 bis 24 und ab Platz 25. gemacht.
Am Ende blieben für die Plätze ab Platz 9 nur noch in direkten Paarungen zwischen den beiden beteiligten Gruppen dass Ausspielen der Plätze 9 und 10 für die Gruppenersten und so weiter übrig.
Ab den Viertelfinale wurde bei Frauen und Männern im K.O. System gespielt. Somit hatte noch jeder drei Spiele bis zu seiner Platzierung.
Das beschriebene System wurde auch im Teamwettbewerb angewendet. Es fehlte nur die erste Gruppenphase und es wurde gleich mit 4 Dreiergruppen begonnen, die die Teilnahme am Viertelfinale ermittelten.
Der 2. Tag blieb dem Teamwettbewerb und der zweiten Gruppenphase vorbehalten. Am dritten Wettkampftag wurden die Viertelfinale und Finals, sowie Platzierungsspiele durchgeführt.
Am Ende konnte die deutsche Delegation den Wettkampf mit den folgenden Ergebnissen abschließen:
Elvira Osewald: Platz 8
Anja Dehoff: Platz 15
Patrick Walterscheidt: Platz 6
Martin Osewald: Platz 24
Manfred Scharpenberg: Platz 27
Insbesondere die Platzierungen von Patrick Walterscheidt und Elvira Osewald waren so weit vorne nicht erwartet worden. Auf der anderen Seite ist die Platzierung von Manfred Scharpenberg dem Spielmodus geschuldet. Mit einer Art „Todesgruppe“ konnte er sich als Gruppenvierter nur für die Plätze ab 25 in der ersten Gruppenphase qualifizieren.
Sehr erfreulich war unser Abschneiden im Teamwettbewerb. In der Gruppenphase erspielten wir gegen Bulgarien und Tschechien den 2. Platz und somit die Teilnahme am Viertelfinale. Hier verloren wir gegen Lettland deutlich und mussten ein zweites Mal gegen Bulgarien antreten. Diesmal gewannen wir in einem sehr spannenden engen Spiel und durften somit um die Plätze 5 und 6 gegen Estland antreten. Nach einem deutlichen Sieg der Esten, freuen wir uns über den 6. Platz im Teamwettbewerb.
In diesem Turnier wurde das erste Mal zugelassen, dass man für ein Spiel Ersatzspieler nominieren durfte, und dass es einen definierten Teamkapitän gab, der den Wechsel eines Spielers sowie die mögliche Annahme oder Abgabe des Services festlegt. Als Teamkapitän wurde Patrick Walterscheidt von uns bestimmt.
Alle Spieler sind zum Einsatz gekommen und Patrick nutzte das Mittel des Spielerwechsels gekonnt, um auf die jeweilige Spielsituation zu reagieren.
Eine weitere Neuerung war, dass bei allen Spielen in allen Time-Outs die Raumtüren geöffnet wurden, um möglichst vielen Gästen das Zusehen und rechtzeitige Verlassen der Räume zu ermöglichen.
Fazit:
Die IBSA World Games wurden vorbildlich organisiert. Transport, Unterbringung, Verpflegung und Vor-Ort-Betreuung waren sehr gut durchorganisiert. Wir haben viele der Volunteers kennengelernt und sind auf viele sehr sympathische Menschen gestoßen. Auch die Kommunikation zu anderen Sportarten und anderen Ländern machte den sportlichen und kosmopolitischen Charakter der IBSA World Games fühl- und erlebbar.
Das Turnier wurde vorbildlich von den Referees, insbesondere dem Head Referee Jonas Riester, durchgeplant und umgesetzt. Wir möchten uns auf diesem Weg explizit für die herausragende Leistung von Jonas bedanken.
Ebenso geht unser Dank an Claudia Würden, Bianka und Jeremie Scharpenberg, die uns als Begleitung über die 6 Tage hinweg unterstützten. Ohne euch wäre der Erfolg unserer Spieler nicht möglich gewesen.
Im Vergleich mit den anderen Ländern würden wir uns wünschen, dass auch Showdown in Deutschland gefördert werden würde. Die Finanzierung der gesamten Kosten (wie auch der Begleitung) durch die Sportler hatte dieses Mal eine Auswirkung auf die Zusammenstellung unserer Delegation. Auch die Nichtzulassung von Kindern im Sportlerdorf hat dafür gesorgt, dass die Deutsche Meisterin Antje Samoray nicht antrat.
Zumindest eine einheitliche Ausstattung in Sachen Trikots und Trainingsanzügen, wie sie bei anderen Ländern Gang und Gäbe ist, sollte im Rahmen einer Sportförderung möglich sein.