zusammengestellt von Kevin Barth, unterstützt von Martin Osewald
Die IBSA World Games sind ein ganz besonderes Sportereignis. Für manche der Teilnehmenden war die Ausgabe in Birmingham womöglich ein einmaliges Erlebnis. Deshalb wollen wir an dieser Stelle noch einmal Raum für Eindrücke von vor Ort geben. Abgesehen von Martin Osewald, dessen Erzählungen an anderer Stelle zu einem eigenen Bericht geworden sind, kommen hier alle anderen Spielenden und noch dazu Coaches und Begleitpersonen zu Wort. Alle mit unterschiedlichen Schwerpunkten und unterschiedlich ausführlich.
Elvira Osewald (Platz 8):
"Ich ging ohne Erwartungsdruck in dieses Turnier, wollte lediglich nicht Letzte werden. Vor dem ersten Spiel erfuhren wir, dass meine Gegnerin Oksana Dobrovolskaja, auf Platz 12 gesetzt, möglicherweise nicht ganz fit sei. Diese Chance konnte ich für mich nutzen und schlug sie unerwarteterweise mit 11:7 und 11:4. Gegen Hanna Vilmi aus Finnland, auf Platz eins gesetzt, hieß es, dass Spiel genießen. Und immerhin habe ich sechs der insgesamt acht Punkte, die sie in der Gruppenphase abgab, geholt. Im dritten Gruppenspiel gegen Kristína Cesnaková (Rang 13) habe ich mich im ersten Satz schwergetan. Ich führte bereits zehn zu vier, und habe dann den Satz doch noch abgegeben. Da war ich sehr glücklich, dass ich das Spiel überhaupt gewonnen hatte. Die Engländerin Sue Williams spielt erst ein Jahr. So konnte ich kräftesparend spielen.
Am nächsten Tag traf ich in der nächsten Runde auf Min Kyung Lee aus Südkorea, die auf Platz 21 gesetzt war. In Summe war das für mich das spannendste Spiel. Den ersten Satz habe ich mit 12-2 klar dominiert. Im zweiten Satz zog sie das Tempo an und siegte souverän mit 11-2. Auch den dritten Satz dominierte sie und ging mit 6-0 in Führung. Beim Seitenwechsel besprachen Manfred und ich, das Tempo komplett wegzunehmen. Ich erhielt von ihm drei Schlag-Anweisungen. Diese konnte ich torbringend umsetzen und zog auf 6-6 gleich. Danach schaukelten wir uns hoch. Sie hatte bei 9-9 ihren zweiten Aufschlag, den sie zum Glück nicht verwandeln konnte. Ich konnte zwei Strafpunkte erzwingen und das Spiel knapp für mich entscheiden. Das nächste Gruppenspiel, wie auch alle weiteren, verlor ich. Jedoch war es ein Genuss, gegen all diese starken Spielerinnen antreten zu dürfen. Ich bin über meinen erzielten 8. Platz mehr als glücklich und zufrieden."
Anja Dehoff (Platz 15):
„Ich bin froh, dass ich nicht in der ersten Runde rausgeflogen bin und meine kleinen Ziele erreicht habe. Ansonsten war es sehr anstrengend und doch schön.“
Patrik Walterscheidt (Platz 6):
„Als der Spielplan online war, war ich schon gefrustet weil mein erstes Spiel gegen Manfred Scharpenberg sein sollte und es echt blöd ist, auf so einem großen Event auf seinen Team-Kameraden zu treffen. Mein zweites Spiel war sehr interessant gegen den Südkoreaner. Ich habe seine Abwehr nicht durchdringen können. Am Ende hat es doch für mich gereicht. Mein letztes Gruppenspiel war gegen Adrian Sloninka, was ich in zwei Sätzen verloren habe. Ich habe die Vorrunde als zweiter abgeschlossen und die Zwischenrunde war dann sehr hart.
Mein erstes Spiel habe ich in zwei knappen Sätzen gewonnen und die anderen zwei Spiele jeweils in drei knappen Sätzen verloren. Mein Glück war, dass sich Platz Zwei, Drei und Vier im Kreis geschlagen haben und ich das bessere Satzverhältnis hatte. Somit bin ich in das Viertelfinale eingezogen. Wieder gegen Adrian aus Polen! Ich habe im Spiel sehr schnell gemerkt, dass ich ihm nicht gewachsen bin und habe meine Kraftreserven gespart und wollte versuchen, fünfter zu werden.
Das nächste Spiel war dann gegen Pierre Bertrand: Hier habe ich dann ein richtig schönes Spiel abgeliefert und in drei Sätzen gewonnen. Als nächstes durfte ich dann gegen Jouni Viitamäki ran. Ich war schon ziemlich am Ende mit meiner Kraft und meiner Konzentration und ihm ging es nicht anders. Am Ende war mein Gegner der glückliche Gewinner. Ich bin mehr als zufrieden mit dem sechsten Platz, weil ich nie erwartet hätte, dass ich so weit vorne stehen würde. Ganz wichtig: Mein Coach hat auch ganz viel Anteil an diesem Erfolg. Dafür möchte ich mich hier auch noch mal bedanken .“
Claudia Würden (Begleitung):
„Aus meiner Sicht kann ich folgendes berichten: Für mich waren die World Games etwas ganz Besonderes. Das Wetter in Birmingham war besser als sein Ruf, die Umgebung des Austragungsortes war beeindruckend groß und schön in einem Park mit englischem Rasen. Das am besten organisierte internationale Turnier, was ich je erlebt habe. Tolles Konzept für die Verpflegung, rund um die Uhr pünktlicher Shuttle-Service. Die Unterkunft der Athleten war einfach, aber jeder hatte sein Reich, eine große Wohnküche war dabei, mit Kaffee und Tee. Es fehlte also an nichts. die vielen Volontärs in den Spielstätten, beim Essen oder auch am Shuttle waren immer freundlich und hilfsbereit.
Jonas Riester hat sein Referee Team taktisch sehr gut eingeteilt. Wir haben andere Nationen/Sportarten kennengelernt und viele unvergessene Eindrücke/Gespräche mit nach Hause genommen. Als sehende Begleitung ist mir nur eins sehr aufgefallen: Dass die Athleten egal aus welcher Sportart (z.B. Italien, Polen, Iran, Korea, Pakistan, Finnland) von Sportschuhen bis hin zur Regenjacke einheitlich ihr Land vertreten. Da muss Deutschland definitiv noch dran arbeiten. Zum Schluss kann ich nur sagen: die World Games sind eine Reise wert.“
Manfred Scharpenberg (Platz 27)
„Leider war ich in Birmingham nicht ganz so erfolgreich, wie ich es mir im Vorfeld ausgemalt habe. In der Vorrunde hatte ich sowohl Pech mit meiner Gruppe, als auch teilweise mit Schiedsrichtern, die besonders scharf gepfiffen haben. Dadurch konnte ich kein Spiel der Vorrunde gewinnen und hätte im Idealfall noch den 25. Platz erreichen können.
Da ich in meiner zweiten Runde auch noch ein Spiel verloren habe, bin ich nur auf dem 27. Platz gelandet. Ich nehme aber viel von dieser Meisterschaft mit und weiß, woran dringend gearbeitet werden muss. Um im internationalen Feld mitspielen zu können, muss ich wesentlich stärker sowohl in der Verteidigung, als auch im Angriff werden. Auch Bälle fangen ist ein wesentlicher Punkt, an dem ich arbeiten muss.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben muss ich sagen, dass ich insgesamt auch wirklich nicht besonders gut gespielt habe. Dies trifft auf jeden Fall für meine Einzelspiele zu, in der Mannschaft allerdings habe ich wenigstens einen wesentlichen Beitrag zu unserer, doch recht beachtlichen Platzierung beitragen können. Alles in allem war es ein sehr schönes, gut durchorganisiertes und lehrreiches Turnier.“
Martin Osewald (Platz 24):
„Zu meinem 24. Platz kann ich nur sagen: leistungsgerecht. Mehr war gegen diese starke und breit aufgestellte Konkurrenz nicht drin. Bis auf ein Spiel kann ich auf eine hervorragende Schiedsrichterleistung zurückblicken. Die Geschwindigkeit und Härte hat mich wirklich überrascht. Um so netter war es, wenn dann doch mal ein Ball mit einem „Schleicher“ ins Tor ging. Sehr genossen habe ich den Austausch mit Sportlern aus anderen Ländern und Sportarten. Auch ehemalige Kumpel vom Judo waren dabei. Diese allerdings als Betreuer und ich immer noch als Athlet. Vielleicht bin ich einer der Grufties unter den Athleten, aber irgendwas habe ich wohl richtig gemacht.“