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1° Showdown World Games For All 2023

Eine Woche Bologna: Die unreale Realität

geschrieben von Benjamin Samoray

Am Montag (28.08.) flog ich mit meiner Familie nach Bologna. Wir hatten zwei Tage Freizeit vor uns, bevor am Donnerstag das Turnier beginnen sollte. Einige Teammitglieder aus Deutschland waren bereits am Vortag eingetroffen, andere kamen am Montagnachmittag. Das Team Deutschland war also bereits am Montagabend vollständig.

Fast alle vom Team Deutschland gingen am Dienstag und Mittwoch auf die hinterher hoch gelobten Sightseeingtouren und erkundeten Bologna und Umgebung. Wir kannten Bologna bereits aus dem Besuch im Vorjahr und nutzten die Zeit für eine Shoppingtour und die obligatorische Eisverkostung – Ein Muss, wenn man schon mal in Italien ist.

Foto: Team Deutschland

Am Mittwochabend fand nach dem Abendessen die Opening Ceremony statt: Die teilnehmenden Nationen wurden vorgestellt, Regeln und Modus erläutert, Räumlichkeiten beschrieben. Anschließend wurde das Equipment kontrolliert.

Das Turniergeschehen startete dann am Donnerstag um 8:00 Uhr. So schwer es immer ist, die eigenen Chancen vor einem Turnier einzuschätzen, so erwartbar waren viele der Ergebnisse des deutschen Teams. Sehr erfolgreich aus deutscher Sicht waren Alfons Vollmer, der alle seine Spiele gewann, Antje Samoray und ich, die wir je nur ein Spiel abgeben mussten. Auch Nicole Kampa, die bereits am Donnerstag auf die vier erfahrenen Italienerinnen Ihrer Gruppe traf, hat stark gespielt und konnte sogar eines dieser Matches für sich entscheiden.

Am Freitag vervollständigten die Damen Ihre 13-köpfige Vorrundengruppe. Nicole gewann 9 Ihrer 12 Matches. Antje wurde mit 11 Siegen Gruppenzweite. Andrea Rippich konnte zwei Siege erringen und wurde damit Gruppenelfte. Petra Welsing sicherte sich Platz 8 der Vorrundengruppe durch fünf Siege.

Wir Herren mussten am Freitagvormittag auch noch unsere Vorrunden abschließen. Dabei schloss Stefan „Lammy“ Lammertz seine Gruppe auf Platz 6 ab und spielte im Anschluss um die Plätze 31 – 36. Antonio Michienzi siegte einmal und spielte in Runde zwei um Platz 37 – 42. Alfons und ich verloren in der Vorrunde je ein Spiel und standen in der Runde der besten 18. Hier ging es in zwei 9er-Gruppen weiter. Die ersten vier würden im Viertelfinale stehen. Die weiteren Plätze würden noch das direkte Duell um die Gesamtplatzierung ausspielen. Alfons konnte an die erfolgreiche Vorrunde leider nicht anknüpfen. Allerdings gelang ihm noch ein Ausrufezeichen gegen den späteren Turnierfünften Emiliano Garay, welchen er mit 9:11, 9:12 bezwang.

Ich ging unbeschwert in diese zweite Runde – freute mich schon unter die ersten 18 gekommen zu sein und wollte einfach nur Spaß haben und so gut wie möglich spielen. Das gelang mir auch. Nachdem ich gegen Filippo Siciliano siegen konnte, stand mir im zweiten Spiel mit Jelle Stuer aus Belgien ein ebenbürtiger Gegner gegenüber. Er kam gut in den ersten Satz und führte bereits mit 10:3 Ab da gelangen mir allerdings meine Schläge perfekt und ich konnte den Satz noch für mich entscheiden – Mal wieder hieß es: „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist!“. Im zweiten und dritten Satz gelang das leider nicht mehr und ich musste mich geschlagen geben. Auch gegen Luca Liberali und Denis Repa konnte ich trotz gutem Spiel keinen Satz gewinnen. Gegen den Slovenen Ciril Kavas hingegen gelang ein ungefährdeter 2:0-Erfolg. Am Abend ging es dann gegen den bis dahin ungeschlagenen Francesco Raffi. Für mich völlig überraschend konnte ich mich relativ klar (11:3, 11:7) durchsetzen. Der finale Spieltag begann spannend. Mit dem Wissen, ggf. könnte es für Platz Vier und den damit verbundenen Viertelfinale reichen, hoffte ich auf Siege gegen im Ranking hinter mir liegende Spieler. Nicolas Royer und Ladislav Humski hatten allerdings auch noch etwas vor. Beide zwangen mich in den dritten Satz, beide spielten dort mit mir gleichauf, gegen beide hatte ich das glücklichere Ende und konnte jeweils die Sätze 3 gewinnen (11:9 gegen Nicolas, 11:8 gegen Ladislav). Damit hatte ich 5 von 8 Zweitrundenspielen gewonnen und landete auf dem letzten Viertelfinalplatz.

Die zweite Runde der Damen sah zwei neu auszuspielende Sechsergruppen vor. Hier konnte Antje einen Sieg aus drei Spielen erringen, bevor Sie das Turnier familiär bedingt abbrach. Nicole gewann ein Spiel gegen Emanuela Pontiroli (12:7, 8:11, 12:10). Final spielte Sie um Platz 11, welchen Sie auch erreichte.

Petra und Andrea konnten Ihre Platzierungsspiele leider nicht gewinnen und wurden am Ende 16. und 22.

Da lief es für Lammy und Antonio deutlich besser. Beide errangen noch 3 Siege aus Ihren Gruppen. Für Lammy hieß das in einer günstigen Konstellation den Gruppensieg (Gesamtplatz 31) und für Antonio den zweiten Gruppenrang (Gesamtplatz 38). Alfons erspielte sich Rang 14.

Und für mich hieß es Viertelfinale. Ich dachte bereits, „das ist ja der Wahnsinn“. Meine Chancen schätzte ich als gering ein, wusste ich doch um die Situation: wenig Trainingszeit, Gruppenvierter gegen Gruppenerster, Antje nicht als Coach. Also weiter nach dem Motto: Spaß haben! Und den hatte ich. Nach drei knappen Sätzen (12:10, 9:11, 8:11) konnte ich den vierten Satz deutlich gestalten (11:3) und es kam zum Entscheidungssatz. Ich habe keine Ahnung mehr wie dieser Satz ablief. Ich weiß nur am Ende stand es 12:10 für mich. Ich konnte es nicht fassen: Der Wahnsinn ging weiter.

Im Halbfinale stand mir wieder dieser Jelle Stuer gegenüber, welchen ich in der Zweiten Runde nicht bezwingen konnte. Und so fühlte sich der erste Satz auch gleich an. Mit 1:11 musste ich diesen klar abgeben. Den zweiten Satz konnte ich wieder für mich entscheiden (11:7), im dritten Satz drehte sich das ganze wieder (7:11). Und auch wie im Viertelfinale gelang mir im Halbfinale ein super vierter Satz. Die leisen, schnellen Bälle passten und ich erzwang mit einem 11:3 den Satzausgleich. Also wieder Entscheidungssatz, wieder Krimi: 7:7…, 10:9, Doppelpfiff „Goal Samoray“. Ungläubig, überwältigt und voller Glück stand ich da.

Finale! Gegen den slowenischen Meister Denis Repa, welcher mir am Tag zuvor die Grenzen aufzeigte (6:12, 8:12). Also wieder: Spaß haben. Genießen! … Und dann konnte ich im ersten Satz mithalten. Es stand 9:9. Wow. Ausball Repa, 10:9. Falscher Aufschlag 11:9. Satzgewinn. Auch der zweite Satz wurde so knapp. Denis ging zwar 5:0 in Führung und konnte nach einem Tor von mir auf 10:2 davonziehen. Aber ich hatte Spaß und konnte durch Fehlerpunkte und Tore auf 10:10 rankommen. Durch zwei Ausbälle an denen ich dran war, musste ich den Satz aber 10:12 abgeben. Den dritten gewann Denis deutlicher mit 5:12. „Mein“ vierter Satz folgte, die Schläge passten und ich ging 10:0 in Führung. Vier Tore, davon zwei Service-Tore, gelangen mir. Ich gewann 12:2. Und wie in den beiden Matches zuvor ging es über die volle Distanz hinein in den Entscheidungssatz: 0:2, 3:3, zwei Tore 7:3 zum Seitenwechsel, Centerboard Repa 8:3, Tor 10:3… Das Spiel war geprägt von hohen Führungen und Aufholjagten. So auch diesmal. Vier perfekt platzierte Tore konnte Denis gegen mich erzielen. 10:11. Ein Ausball, an dem ich dran war, beendete das Spiel denkbar knapp.

Danke Denis, für dieses tolle Finale. Danke auch an alle Gegner, insbesondere Emiliano und Jelle. Es ist so angenehm, wenn die guten Tore und die Leistung des Gegenüber fair gewürdigt werden. Auch Ihr wart großartige Gegner. An dieser Stelle darf aber auch der Dank an die Schiedsrichter nicht fehlen: 12 Schiris auf 9 Spieltischen mit über 500 Matches an drei Tagen. Ihr habt Unglaubliches geleistet.

Danke an das deutsche Team: Ein toller Zusammenhalt. Vielen Dank auch für das Jonis-Sitting.

Und ein großer Dank geht an Antje, die sich zurückgenommen hat um auf unser kleines Glück aufzupassen und mir somit den Rücken für den Wahnsinn freigehalten hat.

Ergebnisse:

Damen

1. Solina Rosti FIN
2. Sonia Tranchina ITA
3. Chiara di Liddo ITA

10. Antje Samoray GER
11. Nicole Kampa GER
16. Petra Welsing GER
22. Andrea Rippich GER

Herren

1. Denis Repa SLO
2. Benjamin Samoray GER
3. Luca Liberali ITA

14. Alfons Vollmer GER
31. Stefan Lammertz GER
38. Antonio Michienzi GER

Alle Spielergebnisse (werden erfahrungsgemäß mit dem kommenden Turnier überschrieben): https://www.showdownitalia.it/bologna/incontri.php?tit=Matches#Conte

Video der beiden Finals:

Video: Finals